Ich hatte das absolute Glück von Carl Studer Vinothek in Luzern zu einem Exklusivevent „Abendessen mit dem Winzer“ eingeladen zu werden. Russell Bevan’s Weingut „Bevan Cellars“ aus St. Helena, Kalifornien, dessen Weine in der Schweiz von Carl Studer verkauft werden.
Ein lauschiger Freitag Abend im Juni, angenehm warm, mitten in Zürich bei der Wystube Isebähnli (übrigens ein Geheimtipp!) erwartete mich Carl Studer und die beiden Powerfrauen Victoria De Crescenzo, Ehefrau von Russell Beaven und ihre beste Freundin Pumpkin, welche den Kundenservice vom Weingut organisiert. Männer können ja manchmal ein wenig speziell sein, Russell zB fliegt nicht über den Teich. Deshalb waren die beiden wunderbaren Frauen da um ihre Weine zu präsentieren.
Victoria ist eine elegante, strahlende Frau die sehr viel über Wein und was sie damit verbindet zu erzählen hat. Pumpkin heisst so, weil sie gerne Orange trägt und oft Haare hat die an einen Kürbis erinnern. Sie ist genauso strahlend und ich fühlte mich sehr geehrt, dass ich den Abend am Tisch mit Carl, Victoria und Pumpkin verbringen durfte. Konnte ich doch meine 13 jährige Erfahrung im Weinbusiness und Umgang mit amerikanischen Kunden unter einen Hut bringen. Zudem hatte ich die einmalige Gelegenheit beiden Löcher in den Bauch zu fragen. Viel technisches, was für manche Leute langweilig ist, aber sehr viel darüber aussagt, wieso ein Wein ist wie er ist.
Das Weingut ist in Sonoma County und wer ein gutes Gedächtnis hat weiss, dass dort im Oktober 2017 Feuerstürme wüteten und viele Weingüter und Rebflächen zerstörte. Bevan Cellars hatte massiv Glück, die Wohnhäuser hatten lediglich Rauchschaden, denn kurz vor einem Brand drehte der Wind ab. Leider ging in der Feuersbrunst wertvolle Rebfläche verloren, welche jedoch ersetzt werden kann.
Intressant war die Kennenlerngeschichte von Victoria und dem 2 Meter Mann Russell, sie lernten sich an einem Marathon kennen, es war Liebe auf den ersten Blick und 2 Monate später zog Victoria von DeMoines nach Kalifornien und seit dem sind die beiden ein Dreamteam. Pumpkin wurde (gemäss ihr) von Victoria genötigt auch dorthin zu ziehen und bei dem Projekt „Weingut“ mitzumachen, was sie tat und seither auch am Entstehen von sagenhaften Weinen beteiligt ist.
Leute! Selten habe ich eine solche Auswahl an sensationellen Weinen verkosten dürfen. Gemacht von Menschen mit Herzblut, einer extremen Eigenwilligkeit und einem drive den ich so selten gesehen habe. Zuerst erzähle ich euch ein wenig von dem was ich über den Ausbau gehört habe.
Kein (kein!) Wein wird gefiltert. Schlicht weil sie wollen, dass der Wein sein ganzes Potential hat. Alles wird in minutiöser Handarbeit gemacht und was ich besonders cool finde, die Trauben werden nach der Lese und dem rigorosen Aussortieren von Hand noch so wie früher mit den Füssen gestampft. Das tönt super romantisch und wie ein leichtes Ding, ist in Wahrheit aber extrem anstrengend und eine Heidenarbeit. Pumpkin macht den Job selber, ist danach immer fix und fertig aber glaubt mir, ihre Leidenschaft für Wein wird den Trauben direkt weiter gegeben.
Dem Fermentationsprozess wird Zeit gegeben um eine sehr langsame und lange Fermentation zu gewährleisten. Ihre Ausbautanks sind ein wenig anders als andere, sie haben ein System unten im Tank, welches von dort die Maische nach oben bewegt und dadurch eine sehr schonungsvolle Umwälzung der Maische garantiert. Oftmals wird die Maische von oben wie mit einem Sprühregen (der Saft wird unten im Tank angesogen und über ein Rohr oben wieder über die Maische gesprüht) vergärt.
Nach der Fermentation werden fast alle Weine in neuen Barrique aus französischer Eiche mit einer mittleren Röstung (Head) ausgebaut. Ich sagte ja schon dass sie ziemlich krasse Typen sind, das sieht man beim Gebrauch der Barrique. Ihre Barrique werden nur einmal gebraucht, für einen Jahrgang. Ist der in Flaschen abgefüllt, werden die Barrique verkauft. Normalerweise wird es 3 Jahre lang gebraucht und diverse Jahrgänge darin ausgebaut.
Der Grundsatz von Russell ist, dass er keinerlei Einfluss von anderen Jahrgängen in den Weinen haben will. Pur, rein, so siehts aus.
Das alles gesagt, stelle ich die Weine vor, welche ich alle verkosten durfte. Gekoppelt an ein mega feines Abendessen. Achtung, wenn ich von „cases“ schreibe, ist das die amerikanische Rechnung um zu sagen wie viel Flaschen produziert werden (dh 200 cases x 12 = 2400 Flaschen // ein case sind immer 12 Flaschen).
Ich habe ganz ehrlich nicht bei jedem Wein die Aromen aufgeschrieben, schlicht weil ich mich auf meine Emotionen verlassen wollte. Das Verkosten aller Weine hat mich von einem Aha-Erlebnis zum nächsten gebracht. Ich will mit diesem Blogpost die Lust wecken, eine kleine Reise in die schöne Stadt Luzern zu machen und direkt bei Carl reinzuschauen.
Den Anfang machte der:
100% Sauvignon Blanc. Davon gibt es 904 cases. Ein Sauvignon Blanc Klon den es nicht mehr gibt und vollkommene, runde und sehr spezielle Weine gibt! Wird im Stahltank ausgebaut. Typische Sauvignon Blanc Aromen, eine geniale Säure, bissi Zitrone im Abgang und hat eine Frische und Knackigkeit, die heutzutage selten ist. Wahrscheinlich ist das diesem Klon zu verdanken.
Gefolgt von:
100% Chardonnay, von einem 25 jährigen Rebberg, es werden grad mal 292 cases gemacht und 14 Monate im Barrique ausgebaut. Der Rebberg ist in einem Vulkankrater, in welchem einmal das Meer war. Dieser Wein ist eine glatte Offenbarung und konvertiert mich zur Chardonnaytrinkerin! Und das von einer bekennenden Nicht-Chardonnay-Frau. Das ist gemäss Pumpkin „Creme bruleé im Glas“ und recht hat sie! Hammerweiche Barrique Aromen in der Nase, Caramell und eine wahre Ode an die Sinnlichkeit.
Danach ging es weiter mit den Rotweinen (die allesamt im Barrique ausgebaut werden):
100% Pinot Noir, sie haben bewusst 3 Klone gewählt, einer der Würze reinbringt, einer der den Wein sexy macht und einer, welcher Körper reinbringt. Diese Kombi ist gekonnt in Szene gesetzt.
Weiter ging es mit:
100% Syrah, Jahrgang 2008, davon wurden 158 cases gemacht. Leider ist dieser Rebberg der Feuerbrunst erlegen. Aromen von Bittermandeln und Lakritz haben mich zuerst berührt.
Nun folgten die eher schwereren Weine:
100% Cabernet Sauvignon, Jahrgang 2011, welche im ersten Jahr in welchem ein Ertrag produziert werden konnte gleich 100 Parker Punkte errungen hat. Zu sagen ist folgendes: das Jahr 2011 war ein richtig schlechtes Jahr in Kalifornien und kein anderer hat für diesen Jahrgang so viele Punkte erhalten. Not bad!
Nun ein Blend von:
50% Cabernet Sauvignon und 50% Cabernet Franc, Jahrgang 2012. Leute!! Pornös! Orgasmatisch! Würde ich sie mit einer Frau vergleichen wäre es die weiche, runde, ultrasexy Sexbombe, die mit ihrer reinen Fülle sämtliche Männer in die Knie zwingt. Ungefähr so.
Gleich gefolgt vom Jahrgang 2013, der ein wenig knackiger ist und bischen säurehaltiger. Es ist Victoria’s Lieblingsblend. Ich selber bevorzuge 2012 aber wer meinen Blog schon länger liest weiss, dass Wein hoch subjektiv ist und deshalb selber Verkostet resp. Getrunken werden muss um sich ein Urteil zu bilden.
So, wenn du bis hierher gekommen bist, dann habe ich mein Ziel erreicht und dir mit meinem Blogpost Türen zu neuen Erlebnissen geöffnet. Toll! Etwas ist immer wieder cool, je mehr Weine von rund um die Welt man verkostet, umso mehr Eindrücke erhält man, was uns diese Erde zu bieten hat.