Im Blogpost über „Ribera del Duero – Cosecha“ habe ich dir bereits über Tempranillo, Sonne, Spanien und den ersten der drei Cosecha Weine erzählt. Nun kommt die zweite und dritte Flasche an die Reihe.
Diese waren jetzt mehr im Sinne von den mir bekannten Tempranillos. Völlig anders als der Vegantigua, jedoch auch mit ganz tollen Geschichten.
Du darfst gespannt sein!
Protos 27 100% Tempranillo 15% Alkohol Reben die über 50 Jahre alt sind Rebberge liegen 800 MüM
Die zweite Fermentation findet in Barrique aus französischer Eiche statt, danach wird er für 16 Monate in selbigen ausgebaut. Anschliessend noch 12 Monate auf der Flasche, bevor er in den Verkauf gelangt.
Farbe: dunkles Purpur Nase: Cassis, Heidelbeeren, Pilze, Vanille, Zeder Mund: „Secces“ Tannin, das sich rasch im Mund ausbreitet. Wenig Säure und leicht bitter. Lang anhaltend mit Caramellaromen. Da kam sofort eine Kindheitserinnerung ins Spiel: kennst du die Caramellstangen von Carambar noch? Genau so schmeckt es. Die alten Reben machen sich bemerkbar. Man hat sofort das Bild von einem alten, eher feuchten Kellergewölbe vor Augen. Kühl, wo die Barriques in Ruhe gelassen werden. Wenn er ein wenig stehen gelassen wird, offenbart er sich.
Passt hervorragend zu Rindsragout, Wild (Wildschweinbraten, Rehpfeffer etc.) ein toller Herbstwein.
Diese Geschichte erzählt er:
Er ist ein Wein mit Geheimnissen. Einer, der nicht sofort alles preisgibt, sondern dich erst einmal ins Dunkel führt. In die Tiefe alter Keller, vorbei an Barriques, vielleicht sogar durch geheime Gänge einer Burg. Da unten ist es ruhig, fast zeitlos. Man spürt: Geduld wird hier belohnt.
Langsam, ganz langsam, öffnet er sich. Erst nur ein Hauch – etwas Caramell, ein Funkeln von Dunkel und Hell, wie ein Spiel von Schatten und Fackellicht. Dann treten sie hervor: zwei junge Männer, die aus ihrem Versteck zwischen den Fässern ins Licht treten. Sie entzünden draussen ein Feuer, und plötzlich ist Wärme da, Lebendigkeit, ein Gefühl von Heilsein.
So erzählt dieser Wein von alten Zeiten, als nichts gehetzt war und niemand auf sein Smartphone starrte. Er schenkt dir Ruhe und wer ihm Zeit lässt, wird vielleicht ein Wunder sehen: einen Drachen, der majestätisch über den Kellereien kreist. Seine Schwingen breitet er aus, nicht furchterregend, sondern beschützend. Ein Wächter über Mensch, Traube und das gute Leben.
Dies ist kein Wein, den man hastig trinkt. Dies ist einer, den man erlebt.
dritte und letzte Flasche
Altamimbre 100% Tempranillo 14.5% Alkohol 80 Jahre alte Reben Ausbau: 20 Monate in Barrique aus französischer Eiche
Farbe: Purpurrot Nase: Cassis, schwarze Kirschen, Schokolade, Zeder, Tabak und Lakritze Mund: Tannin und eine secce Säure, Schoggi im Mund! Lang anhaltend, auch hier schmeckt und riecht man die alten Reben. Vollmundig und fruchtig. Wir meinen: unbedingt noch 2 bis 4 jahre lagern.
Es ist ein direkter Wein, ohne Schnickschnack, fast ein wenig stachelig. Wer ihn mag, muss tanninige Weine lieben. Und unbedingt: eine Stunde vor dem Trinken öffnen und mit Essen kombinieren. Paté, Ragout, salziges und fettiges Fleisch – eine Bernerplatte mit Dörrbohnen, ein Rindsbraten – das ist sein Zuhause.
Seine Botschaft
Dieser Wein erzählt keine Geschichte, er trägt eine Botschaft: Stell dir einen ruhigen, breiten Fluss vor, langsam fliessend, mit tief hängenden Bäumen am Ufer. Alles wirkt gemächlich, ohne Hast. Er gibt dir Zeit, so wie die 80-jährigen Reben, die ihren eigenen Takt vorgeben. In dieser Ruhe liegt Kraft.
Es fühlt sich an wie ein abendlicher Kreis, in dem jeder seine Geschichte erzählt und die anderen zuhören. Weisheiten, kleine Tricks und Tipps aus dem Leben. Alles braucht seine Zeit, wie auch dieser Wein mit seinem langen Ausbau.
Genau das hat er uns bei der Degustation beigebracht. Über eine Stunde sind wir bei ihm geblieben, Schluck für Schluck. Normalerweise reicht uns schon eine halbe Flasche, um einen Eindruck, eine Geschichte zu finden. Aber diesmal: wir waren mitten drin, ohne es zu merken – bis die Flasche plötzlich leer war.
Geduld, Kraft und Charakter: unser Fazit zu den Degustationen
Wer einem Ribera del Duero zuhört, entdeckt mehr als nur Wein: da steckt Tageshitze und kühle Nacht, Geduld und Lebensfreude. Es sind Weine, die nicht gefällig sein wollen, sondern die lieber ihre Geschichte nach und nach preisgeben. Man muss sich ihnen öfter widmen, ein bisschen verweilen – dann zeigen sie nicht nur Kraft, sondern auch Finesse, Eleganz und manchmal sogar einen Funken Poesie zwischen Aromen, Tanninen und Säure.
Darum: Ribera del Duero-Weine lohnen immer auch das zweite (und dritte) Glas. Sie sind keine schnellen Bekannten – sondern treue Begleiter für geduldige Zuhörerinnen und Geniesser mit Lust auf mehr.
Headerbild: Michelle Müller | Logo: Informationsbüro Ribera del Duero
Spanien und Tempranillo gehören zusammen wie die Sonne und der Sommer. Das ist sicher auch der Grund, wieso mir gefühlt jeder Weinverkäufer erzählt (hat), dass Tempranillo die berühmtesten Rotweine Spaniens hervorbringt. Irgendwie konnte ich mich aber für die Weine aus Ribera del Duero in Castillia-Léon – liegt nördlich von Madrid und westlich von Zaragoza – nie so besonders erwärmen. Egal mit wieviel Inbrunst die besagten Weinverkäufer mir davon erzählten. Zu kratzig, zu viel Tannine, manchmal auch viel zu säurelastig für meinen Geschmack.
Nun kam ich überraschend in den Genuss, 3 Flaschen „Cosecha“ aus Ribera del Duero zu degustieren: diese wurden mir zugesandt und ich freue mich auf die Geschichten, die dabei rauskommen werden.
Zuerst gibts bizzi Hintergrundinformation. Wobei halt! Ganz zuerst gebe ich dir noch einen kleinen „Blick hinter die Kulissen“: Immer wenn ich einen Blogpost über einen Wein schreibe, höre ich dazu Musik aus dem Land, aus dem der Wein stammt. In diesem Fall von G-5. Nun aber retour zu:
Tempranillo
Tempranillo heisst übersetzt „kleine Frühe“, da sie früh reift und kleine Beeren hat. Weil das Klima in Ribera del Duero von extrem heissen Tagen (bis zu 42° C) und kühlen Nächten geprägt ist, reifen die Trauben langsam und entwickeln eine dicke Schale. Dies führt zu konzentrierten, strukturierten und farbintensiven Weinen. Im Winter kann es dort locker mal bis -20° C kalt werden. Da gefriert mir ja fast die Hand am Weinglas an! Jedenfalls hat sich die Traube an diese Temperaturen angepasst.
Nun gibt es ein paar Bezeichungen, die du für spanischen Wein kennen solltest. Ganz ehrlich habe ich das vor meiner Spanienreise auch nicht so genau gewusst. Ähnlich wie bei den Italienern, gibt es Vorgaben für Namen und Reifezeit und die erkläre ich dir gleich mal:
Cosecha – hat keine spezifische Mindestreifezeit
Crianza – 12 Monate Reifezeit, davon 6 Monate im Fass
Reserva – 36 Monate Reifezeit, 12 davon im Fass
Gran Reserva – 60 Monate Reifezeit, davon 24 im Fass (krass gell!)
Cosecha ist die spanische Bezeichnung für „Jahrgang“ und wird gleichzeitig als Bezeichnung für den Wein verwendet. Hier haben Winzer ihren Sandkasten respektive Spielplatz zur Verfügung. Müssen sie für die anderen Weine zwingend die Vorgaben einhalten, dürfen sie für Cosecha die Lese, Fermentation und den Ausbau so gestalten, wie sie möchten. Was zu richtig feinen Tropfen führen kann.
Ribera del Duero
Ganz toll finde ich, dass die Menschen dort sich immer noch die Mühe nehmen, immerhin 72% der Trauben von Hand zu lesen. Sie pflegen ein Jahrtausende altes Erbe und das mit einem riesen Respekt vor dem Terroir. Den berühmten spanischen Stolz legen sie in die Herstellung bester Weine. Du kannst jetzt locker davon ausgehen, dass in jeder Flasche das Herzblut von einem der 7’419 Winzerinnen und Winzern liegt. Die für und mit 317 Weingüter arbeiten und mit 2’225 Weinen die Weinwelt begeistern.
Foto von Michelle Müller
Aber genug mit Zahlen. Naja fast. Immer interessant finde ich die Höhenlage von Rebbergen, haben sie doch einen massiven Einfluss auf den Wein. In Ribera del Duero bewegen sie sich zwischen 720 und 1’000 Höhenmeter. Also nix mit Flachlandweinen. Auch wenn es auf den Fotos oder vor Ort so aussehen mag.
Ist dir langweilig?
Na hoffentlich nicht! Hier kommt auch sofort die Beschreibung des ersten der 3 Weine:
Vegantigua 2023
100% Tempranillo (Tinto Fino) aus einem einzelnen Rebberg 15% Alkohol 10 Monate im Barrique ausgebaut Weingut: Vega de Yuso
Farbe: Purpur Nase: schön fruchtig, rote Beeren, Cassis, schwarze Kirsche, Leder, Vanille und Schokolade. Mund: Tannin ist deutlich spürbar, gute Säure ohne zu krass zu sein. Man merkt ihm die 15% Alkohol zwar an, dennoch überbordet er nicht. Es ist ein sonniger, runder und weicher Wein.
Wir finden ihn sehr lecker mit einer Trockenfleischplatte und reifem Käse wie Parmiggiano. Der Wein ist bemerkenswert: Er mag vom Speck, Trockenfleisch über Salami sogar Cornichons „beissen“. Wir würden ihn definitiv mit einem Rindstatar kombinieren.
Idealerweise wird er Dekantiert. Wie du weisst, funktioniert das auch prima im Glas. Das Lederaroma wird dadurch abgeschwächt. Trinktemperatur mindestens 18° C.
Diese Geschicht erzählt er:
Ein leerer, bunter Dorfplatz irgendwo in Spanien. Es ist bereits Nachmittag und ein warmer Wind weht durch die einsamen Gassen. Unter den Schatten spendenen Bäumen sitzt ein dunkel gekleideter Mann, versunken in sein Gitarrenspiel. Das Gesicht ist fast verborgen hinter Hut und Bart, während eine melancholische Melodie die Luft erfüllt.
Aus einer der stillen Gassen kommt eine alterslos wirkende Frau, sie trägt einen Korb voller Früchte auf der rechten Hüfte. In ihrem weissen Rock und der bestickten Bluse bewegt sie sich sinnlich, fast wie von der Musik getragen. Mit wiegenden Hüften und einem Kopftuch im schwarzen Haar geht sie am Gitarristen vorbei. Dieser hebt kurz den Blick, hält inne – sie erinnert ihn an seine Jugendliebe, der seine Melodie gilt. Mit einem kurzen Zwinkern schenkt sie ihm ein geheimnisvolles Lächeln, verschwindet dann in einer anderen Gasse. Sein Herz erwärmt sich, die Sonne scheint plötzlich heller und er spürt die Wärme der Luft intensiver als zuvor.
Headerbild: Michelle Müller | Logo: Informationsbüro Ribera del Duero
An unseren Tagen dort im Juni zeigte sich die Stadt von ihrer grosszügigen, heissen Seite: 37°C am Abend und einer leichten Brise, die mir bizzi die Haare zerzauste und die Gedanken beflügelte. Für mich die ideale Temperatur. Normalerweise pfeift hier der Cierzo – berüchtigter Wind vom Ebro – unbarmherzig durch die Strassen. Im Sommer ein heisser Föhn, im Winter kühlt er auf eisige Kälte, die selbst den passioniertesten Weintrinker in das nächste Café treibt. Doch an diesen Tagen: Sommer pur, lebenslustig – wie die Menschen hier.
Zaragoza hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Nicht nur wegen der monumentalen Bauwerke, sondern vor allem wegen seiner Atmosphäre. Es gab sie wirklich, diese magischen Momente: Ein paar Croquetas hier, einige Tapas da und natürlich jede Menge Geheimtipps von Carolina („Probier noch eine Croqueta, die sind wirklich gut, aber meine Mutter macht sie noch besser!“).
Wenn man durch Zaragoza schlendert, wandert man auf den Spuren ganzer Völker, die hier gelebt, geliebt und gestritten haben. Die Römer nannten die Stadt Caesaraugusta: Ein Ort voller stolzer Monumente und Theater, in dem einst Togaträger debattierten, Garnacha probierten und feierten. Fast wie wir heute, nur mit Sandalen statt Sneakers und Rhetorik statt Instagram.
Dann kamen die Araber und hinterliessen ihren ureigenen Zauber: Sie bauten Paläste, schufen eine Festung direkt im Zentrum und brachten ihre elegante Baukunst in die Stadt. Die Mudejar-Architektur ist ein wunderbares Erbe dieser Zeit, in der Kulturen nebeneinander lebten. Manchmal leise, manchmal laut. Christen, Araber und Juden – sie mischten ihre Geschichten, manchmal sanft und rund, manchmal kräftig und ungestüm.
Und natürlich darf man die stolzen Könige Aragoniens nicht vergessen! Ihre Geschichten sind überall: In den alten Mauern, in den prächtigen Palästen, im Wein und selbst in den Legenden, die noch heute durch die Gassen flüstern.
Ganz besonders intensiv war mein Besuch in der Basilika, mitten in der Kathedrale, wo Nuestra Señora del Pilar thront. Dieser Ort ist so viel mehr als ein Bauwerk, er ist eine Quelle von Kraft, Trost und Hoffnung, seit Jahrhunderten für Menschen aller Glaubensrichtungen. Die Legende erzählt, dass Maria dem Apostel Jakobus hier erschien und ihn ermutigte, an seiner Mission festzuhalten. Sie hinterliess den berühmten Pfeiler (el Pilar) als Symbol der Stärke und Beständigkeit und genau darum pulsiert in dieser Basilika eine tröstende Energie, die einen wirklich berührt. Man muss nicht religiös sein, um von diesem Ort überwältigt zu werden; allein die Atmosphäre, das sanfte Licht, die kleinen Gebete und das Staunen der Pilger sind wie eine Umarmung fürs Herz. Wäre ich allein da gewesen, ich hätte wohl hemmungslos geweint, so sehr macht dieser Ort etwas mit einem.
Dort wird auch die „cinta de la medida de la Virgen del Pilar“, ein feines Band aus Baumwolle, etwa 40cm lang, das exakt der Höhe der verehrten Figur entspricht, verkauft. Die Bänder sind in verschiedenen Farben erhältlich und tragen das Bild der Virgen und die Aufschrift „Medida de Nuestra Señora del Pilar“. Viele tragen sie am Handgelenk, knüpfen sie an Kinderwagen, hängen sie ins Auto oder an die Tasche – immer als Zeichen von Schutz, Liebe und Trost für die Träger. Die Farbe kann zwar beliebig gewählt werden, doch das Band selbst symbolisiert die Verbundenheit mit der Schutzpatronin von Zaragoza und Aragón.
Berührend war, dass jeder in unserer Gruppe von der wunderbaren Aitana eine solche „cinta de la medida de la Virgen del Pilar“ bekommen hat. Ein kleines Band, das viel mehr ist als ein Souvenir, ein Zeichen von Schutz und Verbundenheit, das man tatsächlich spürt. Danke nochmals dafür!
Und dann schlendert man wieder durch El Tubo, vorbei an lebenslustigen Menschen und weiss: Diese Stadt bleibt ein wilder, sonniger Sehnsuchtstraum mit Croquetas-Frieden und Garnacha-Glück, den ich immer wieder schmecken möchte, am liebsten mit einem Hauch Geschichte, einem Baumwollband am Handgelenk und viel Weinweib-Spirit im Gepäck.
Und schon war Tag 3 unserer spannenden Pressereise da! Raus aus dem Hotel, am Morgen eine geführte Tour durch Zaragoza, die mega spannend war und von der ich dir noch ein ganz klein wenig erzählen werde. Jedoch in einem separaten Post.
Unser letzter Halt vor dem Rückflug ging nach Cataluña, ins P.D.O. Terra Alta zu Cellers Unió. Ich glaube wir waren alle froh, dass wir nach der 2½ Stündigen Autofahrt nicht nochmals in einen Rebberg mussten. Auch – weil durch die Nähe vom Meer und dadurch generierten Feuchtigkeit – die Hitze schon bedeutend drückender war. Das kann ich dir aus meiner Zeit in Florenz und dem Chianti Classico sagen: egal wie heiss es ist, wenn die Luft trocken ist dann kannst du allerhand aushalten, sobald die feuchte Luft dazu kommt, wird es knuffig warm und schwitzig…
Terra Alta ist eine der führenden P.D.O., welche zu 80% Garnacha blanca produziert. Cellers Unió wurde bereits 1942 gegründet. Die ganze Kellerei erinnerte mich sehr an die der toscanischen Weinbauern, schon nur deshalb, weil doch tatsächlich in einer Ecke noch die alte Olivenmühle stand. Die nicht mehr in Betrieb ist, jedoch nicht ausgebaut werden kann, also dient sie als Dekoelement. Im gleichen Raum hat auch Sandra, die Kellermeisterin, ihr Büro. Übrigens ziemlich cool, dass ich wieder einmal eine Kellermeisterin getroffen habe. Davon gibt es tatsächlich nicht sehr viele.
Mittlerweile hatte ich mich ja ans Spanische gewöhnt und hatte das noch im Ohr. Wenn du nicht weisst ob du noch in Spanien oder bereits in Cataluña bist, hier eine hilfreiche Info: sie reden Katalanisch und nicht nur das ist anders, sondern auch die Schrift. Aus dem spanischen Garnacha wird flugs das katalanische Garnatxa.
Begrüsst wurden wir vom CEO Bernat Fiol und gemeinsam mit Sandra ging es zuerst in die Kellerein. Er meinte, wir würden die Degustation und den Kellerbesuch einmal anders gestalten. Hiess: wir stiefelten los und machten bei einem Stahltank halt. Dort bekamen wir eine Probe von einem neuen Roséwein, der gerade am reifen ist.
Ich finde Degustationen direkt aus Tanks und Barriques immer mega cool. Du bekommst so Einblick oder eine Momentaufnahme, wie der zukünftige Wein einmal sein könnte. Total spannend und wenn du viele Weine degustiert hast, kriegst du wirklich eine Ahnung davon was mal daraus werden kann. Wir kamen also in den Genuss aus Stahltanks und Barriques so Momentaufnahmen zu erhalten. Ich glaube Sandra hatte auch ihren Spass daran.
Natürlich wurde in der Gruppe und mit Sandra und Bernat gefachsimpelt, Fragen gestellt und Antworten erhalten. Was mich auch beeindruckt hat war, wo die Barriques überall lagern. Ein Teil in einem runden, hohen Raum, der früher das Wassersilo des Dorfes war. Eine Etage weiter unten, wo früher die Zementtanks standen, wurden diese zum Teil entfernt und diese kühlen Räume fungieren nun auch als Barrique Keller.
Wir verabschiedeten uns von Sandra, deren Arbeitstag zu Ende war (lies dazu mehr im vorhergehenden Blogpost) und los ging es ins sehr moderne Nebengebäude. Wo weitere Stahltanks, die Abfüllmaschine und ein neuer Barrique Keller stehen. Dort im Deguraum angekommen, erwartete uns ein umfangreiches Mittagsbuffet, mit einer sensationellen Aussicht über die Berge.
Doch bevor wir die vielen Leckereien verkosten durften, kam zuerst die Weindegustation dran. Die aus den Flaschen. Cellers Unió hat eine riesen Auswahl an Brands und demzufolge erhielten wir diverse Labels, die vom weissen Garnacha, Macabeo über Garnacha tintonera (eine Traube die nicht nur eine dunkle Haut, sondern auch dunkles Fruchtfleisch hat) über Cariñena bis Pedro Ximenez ging. Eine tolle Auswahl.
Erwähnenswert ist sicher der „Perlat“ vom Montsant, bestehend aus Garnacha blanca und Macabeo. Reift in Tonneau, Stahltank und Amphoren und ist der erste Weisswein von Montsant. Er und der „Clos del Pinell“ Garnacha blanca, rochen für mich – obwohl fruchtig – nach Käse. Und damit haben sie mich gleich auf dem falschen Fuss erwischt. Diese Kombination mag ich nur, wenn tatsächlich Käse zum Essen mit im Spiel ist.
Wir hatten einige Weine aus der „Clos de Pinell“ Linie, diverse aus der „Perlat“ Linie und einen aus der „Llicorella“ Linie.
Der „Perlat Garnacha“ mit seinen 100% Garnacha imponierte mir wegen seiner Ausbauart. Er startet zuerst auf natürlicher Hefe (seiner eigenen) und in offenen Tanks. Nach 24 Stunden fügen die Kellermeister die von ihnen für passend empfundene Hefe bei, danach werden die Tanks geschlossen und die Fermentation kann weiter gehen. Ausgebaut wird dieser Wein danach in französischer Eiche. Trotz alldem bleibt es ein easy drinking wine. Der mit seinen Aromen von diversen Beeren und hintenrum mit denen aus dem Barrique überzeugt.
Zum Essen durften wir uns frei Laune die offenen Weine aussuchen und mit den Tapas, kalten Salaten, leckeren Tartes und einer super feinen (nicht alltäglichen) Paella kombinieren. Zum Dessert öffnete uns Bernat zwei ihrer kostbaren Dessertweine. Die ähnlich wie Sherry (Andalusien) ausgebaut werden, jedoch mit völlig anderen Trauben. Einerseits der „Vimblanc“ aus reiner Pedro Ximenez Traube. Andererseits der „Vino Rancio“ (nein das heisst nicht ranziger Wein 😉 ), der aus Garnacha blanca hergestellt wird.
Selbstverständlich darfst du gerne auf ihrer Webseite surfen gehen, ich habe dir gleich die Seite auf Català (Katalanisch) verlinkt: Cellers Unió (auch auf Spanisch und Englisch vorhanden).
Als besonderes Geschenk, gab uns Bernat diese beiden Flaschen mit auf den Weg. Im Flughafen in Barcelona angekommen, das Gepäck eingecheckt, suchten wir uns eine ruhige Ecke und stiessen auf diese tolle Pressereise und unsere Gruppe an.
Glücklicherweise haben wir uns während der Einstündigen Fahrt gut erholt (siehe vorhergehenden Blogpost). Auf ging es ins P.D.O. Cariñena, wo die Winzer die echten Protagonisten sind. Für sie ist die Weinherstellung mehr als nur ein Geschäft. Es ist ein kulturelles und familiäres Erbe, welches von einer Generation zur nächsten vererbt wurde und immer noch wird.
Zwischen 1950 und 1967 haben sich Winzer aus verschiedenen Gemeinden der Cariñena zusammengeschlossen und diverse Kooperativen gegründet. Nuestra Señora del Pilar de Villanueva de Huerva, San Roque de Alfamén, San José de Aguarón und San Bernabé de Cosuenda sowie die Sociedad Agraria de Transformación de Cariñena, welche 1997 den Grundstein für Grandes Vinos legten.
700 Familien und Winzer, kultivieren 17 Traubenvarietäten, darunter auch Chardonnay, Garnacha blanca (weisser Garnacha), Cariñena, Tempranillo und natürlich die Königin herself: Garnacha. Die Kooperative hilft den Menschen in Cariñena, Arbeitsplätze zu erhalten und so eine Abwanderung nach Zaragoza zu vermeiden .
Für uns Weingeniesser ist das ein echtes Geschenk, denn ohne all die Familien und Winzer, hätten wir keine so grossartigen Weine!
Bei Grandes Vinos angekommen, trafen wir Antonio Calejero Sopesens, seines Zeichens Export Manager, der uns auf einer ihrer Rebberge brachte, welcher unglaublich steinig war!! Dort erzählte er uns mehr darüber, was sie im Rebberg alles anstellen. z.B. dass sie mittels Pheromonen die männlichen Traubenwickler (eine Mottenart) dermassen verwirren, dass diese nicht mehr wissen wo sie wen begatten sollen. Diese Methode hilft nachhaltig zu Winzern. Aber auch, dass sie als „Sustainable Winery“ ausgezeichnet wurden.
Der nachhaltige Weinbau ist zum Glück nicht nur ein Trend, sondern erfolgt wohl überall aus der Notwendigkeit, dass man nicht so weitermachen kann wie bisher.
Zurück im Weingut wirkte alles ziemlich ausgestorben. Das lag daran, dass der Betrieb bereits Sommerarbeitszeiten hat und die ganze Crew bereits mega früh in den kühlen Morgenstunden beginnt, um dann spätestens um 15 Uhr aufzuhören. Die Architektur von Grandes Vinos erinnerte mich an mauretanische Gebäude. Antonio erzählte, dass der Architekt für die gesamte Anlage die reiche Geschichte Spaniens mit all seinen Kulturen hat einfliessen lassen. Diese ist imfall spannend, das erfuhren wir am nächsten Morgen auf der geführten Tour durch Zaragoza.
Auf ging es in die Keller, zuerst durch den Barriques Keller, mit einer beeindruckenden Anzahl von Barrique und Tonneaus. Dann weiter in diese Halle hier:
In welcher eine Ausstellung sämtlicher speziell designter Weinflaschen präsentiert wird. Weiter in den Barrique-Wasch-und-Füll-Raum. Das Ziel von Grandes Vinos ist, dass ein Barrique nie ungenutzt herumsteht. Dazu haben sie eine spektakuläre Anlage, in welcher die vollen Barriques ankommen, der Wein an seine weitere Destination geleitet wird, das Barrique gewaschen und wieder mit neuem Wein befüllt wird. Du siehst von all dem etwas im Video.
P.S. zum Video: Antonio ist definitiv mein Held, schau dir mal seine Uhr an.
Einmal quer durch die Flaschenlagerungshalle, wo im wohl temperierten Degustationsraum 12 Weine auf uns warteten, um degustiert zu werden. Meine Kopfschmerzen waren nun schon lange Geschichte, mein Magen nicht mehr mit dem Verdauen des reichhaltigen Mittagessens beschäftigt und dadurch hatte ich alle Sinne offen, um mich in dieses Spektakel zu stürzen! Diesmal machte ich auch von allen Weinen ein paar Notizen (mal mehr, mal weniger).
Als erstes liess ich mich breitschlagen, zwei 0% Alkohol Weine zu degustieren. Wie gesagt, ein Trend den ich nicht unterstütze. Einerseits ein Rosé und andererseits ein 100% Garnacha, welcher wie Kirschsaft schmeckte. Wenn du meinen letzten Blogpost aufmerksam gelesen hast, weisst du von dem beigefügten Fruchtsaft, damit so ein „Wein“ überhaupt schmeckt…. mehr sage ich dazu nicht.
Jetzt aber zu den richtigen Weinen.
Beim ersten und letzten hatte ich Zeit, mir seine Geschichte erzählen zu lassen.
Alle Weintypen von Grandes Vinos haben ihre eigene Geschichte. Die „Corona de Aragon“ Weine sind eine Hommage an eines der grössten Königreiche in der spanischen Geschichte. Zwischen dem 12. und 18. Jahrhundert reichte es vom Westen Spaniens bis in den Süden Griechenlands, auch Sardinien und Sizilien waren Teil davon. Alle Könige hiessen mit Nachname „Aragon“.
„Corona de Aragon“ | 100% Garnacha blanca | 2024 10 jährige Rebberge die 650 MüM liegen. Wird im Stahltank ausgebaut.
Hat eine schöne Säure , erinnert mich an einen Chardonnay, jedoch mit Birne und generell sehr fruchtig.
Erzählt von Pinienwäldern, Rosmarin und Schmetterlingen, Hühner die dazwischen herumpicken und inmitten dieses Szenarios steht eine stolze Frau, die hoch erhobenen Hauptes eine Krone trägt. Ob es eine echte oder immaginäre Königin ist, weiss man nicht.
„Anayón“ | Garnacha rosado | 2023 Limitierte Edition von nur 2’815 Flaschen, von 70 Jahre alten Reben, 700 MüM, wird 6 Monate im Barrique in amerikanischer Eiche ausgebaut.
Ein ungewöhnlicher Wein, der nach Waldbeeren, Erdbeeren und Heidelbeeren riecht, mit einer schönen Säure. Die Barrique Aromen kommen mit einer Würzigkeit erst ganz am Ende hervor und machen diesen Wein zu etwas ganz besonderem.
„El Circo“ | Acrobata | 100% Granacha | 2024 Rebberge liegen 450 MüM, wird im Stahltank ausgebaut.
Ein super einfach zu trinkender Wein, fruchtig mit einer guten Säure. Ein perfekter Einsteigerwein, wenn du noch nicht so genau weisst, was dir schmecken könnte.
„Monasterio de las viñas“ | 50% Garnacha, 50% Tepranillo | 2024 Im Stahltank ausgebaut
Fruchtig-Trocken, gutes Säure, dennoch recht gut ausbalanciert.
„Corona de Aragon“ | Garnacha viñas vejas | 2022 Die Rebberge liegen 500 – 700 MüM, 45 jährige Reben, sehr steiniger Boden. Wird 4 Monate in amerikanischer und französischer Eiche ausgebaut.
Ein ganz weicher, fruchtiger Wein, dunkle Kirschen, Zimt und Nelken, mit sehr gut ausbalancierten Holznoten. Ein Wein der Spass macht und den man wunderbar einfach so geniessen kann. Ich nenne solche Weine „Un vino da meditare“ – Genuss vor Konsum.
„El Circo“ | Forzudo | Garnacha, Tempranillo, Cariñena, Cabernet Sauvignon | 2021 Die gleiche Art Rebberge wie vom Corona de Aragon, wird 6 Monate im Barrique ausgebaut.
Super feine Aromen von Trüffel, Rauch, Tabak, Kaffee, dunkelschwarze Kirschen, unglaublich gut ausbalanciert und kann gut als grosse Schwester vom letzten Corona de Aragon durchgehen. Sozusagen das Dreamteam für Weingeniesser und solche die es werden wollen.
Dieser Wein wird bizzi anders ausgebaut als die bisherigen, nämlich folgendermassen: Garnacha für 5 Monate in 50% amerikanischer und 50% französischer Eiche, Cariñena 5 Monate in französischer Eiche. Solche Kombinationen geben meistens recht spannende Weine, da von beiden Barrique-Welten diverse Aromen abgegeben werden.
Nebst Noten von roten und schwarzen Beeren, hat er interessante Raucharomen und halt die typischen Holzeinflüsse des Barrique.
„Monastero de las Viñas“ Riserva | Garnacha, Cariñena, Tempranillo | 2021 Über 30 jährige Rebberge, Aguaròn Rebberge, wird 12 Monate im Barrique ausgebaut, 70% amerikanische und 30% französische Eiche. Was an dieser Flasche als erstes auffällt, ist die sandgestrahlte Oberfläche.
Feine Aromen von Erdbeeren, Veilchen und Lakritze, im Mund ist er rund und fruchtig und hält was er in der Nase verspricht.
„Anayón“ | 100% Garnacha | 2021 Limitierte Edition von rund 8’512 Flaschen. Die Reben sind älter als 75 Jahre. Wird 12 Monate in Barrique ausgebaut. Etwas erwähnenswertes ist, dass alle Anayónflaschen numeriert sind.
Fast violetter Wein, der mich an einen Winterabend erinnert. Erdbeerkonfi, Erdbeer/Rahm Täfeli, Vanille und dennoch nicht sehr süss. Leckere Tannine und generell gut ausgewogen. Ich sitze gemütlich vor dem Schwedenofen, schaue durchs Fenster den ersten Schneeflocken zu die sanft vom Himmel fallen, überall ist bereits die Weihnachtsdekoration montiert und ich höre dazu leisen Jazz. Während dem ich ab und zu einen Schluck Wein nehme, ihn richtig auskoste und fast im Mund zergehen lasse, denke ich an mein Dessert… Eines mit dunkler Schokolade, das einen warm fliessenden Kern hat, mich glücklich macht und meine ganzen Sinne erfreut.
Ich ging ja davon aus, dass dies die Krönung der Degustation war. War es auch aber nur beinahe.
Wir hatten das absolute Vergnügen, dass Antonio mit uns im Restaurant „Casa Lac“ in Zaragoza (dem ältesten noch operativen Restaurant Spaniens) dinierte. Zum ausgezeichneten Essen brachte er ein paar Köstlichkeiten mit, die – passend zum Menu – von ihm und Carolina de Funes ausgesucht waren. Und da kam dann die absolute Krönung! Wir hatten einen fantastischen Anayón | Garnacha blanca | der 39 Monate im Barrique ausgebaut wurde und erst ganz neu auf den Markt kommen wird. Diesen edlen Tropfen genoss ich zu jedem Bissen meiner Vorspeise.
Die Anayón Weine sind die Premium Kollektion von Grandes Vinos und in der Schweiz exklusiv bei Rivera Wine erhältlich: Wer weiss, vielleicht wird dieser exklusive Garnacha blanca auch bei ihnen im Sortiment sein. Cool wärs!
Was mich ja richtig freut ist, dass eine meiner Leserinnen aufgrund meines Blogposts über Bodega San Alejandro, sich diverse Weine bei Nauer Weine bestellt hat. Falls dich also die Lust überkommt aufgrund dieses Blogposts bei Rivera Wine ein paar leckere Flaschen der diversen Anayón zu bestellen, mach ruhig!
Und hier noch die Kontaktdetails für Grandes Vinos, falls du mal in der Gegend dort bist:
GRANDES VINOS Carretera Valencia, KM 45,700 50400 Cariñena (Zaragoza) España
Tag 2 der Pressereise ins Garnacha-Land startete zu meinem Glück erst um 9 Uhr. Denn wer mich kennt, weiss, dass ich kein Morgenmensch bin und zwei Stunden brauche, bis ich auf Betriebstemperatur laufe.
Die Reise mit Privatchauffeur und Carolina de Funes, ihres Zeichens Managerin von Asociación Garnacha Origen, führte uns an diesem windstillen Tag zuerst ins P.D.O. Campo de Borja, mit seinem reichen Weinbau-Erbe, zu Aragonesas Bodegas/Winery.
Die ältesten Rebberge in dieser P.D.O. gehen auf 1145 zurück, und mehr als 2’000 Hektar (von 5’000 Hektar) Garnachareben sind zwischen 30 und 50 Jahre alt. Schon imposant finde ich das. Wenn man bedenkt, wie überall in der „alten Weinwelt“ alte Reben ausgerissen werden, um neuen Gewächsen Platz zu machen. Oftmals nur aus einem Grund: der Ertrag wird kleiner. Wer jemals Wein trinken durfte, der aus so alten Reben gekeltert wird, weiss, was Qualität bedeutet. Insofern finde ich es phantastisch, dass eine Weinregion an den alten Reben festhält.
Garnacha ist auch in Campo de Borja die Königin der Reben, und die Winzer setzen alles daran, sie in Perfektion zu kultivieren und zu produzieren.
Zur Erinnerung erzähle ich hier (nochmals) das mit dem Wind: an 300 Tagen saust in dieser Gegend der Wind, und zwar so fest, dass man zum Teil die Autotüre nicht mehr aufbringt. Oder einem die Erde um die Ohren fliegt. Weshalb es dort überall massive Windparks hat, auch in den Rebbergen. Uns wurde also mehrmals gesagt, dass wir einen der restlichen, windstillen Tage erleben dürfen! Dafür war ich dann doch bizzi dankbar. Denn Staub im Mund bei einer Weinbergbesichtigung ist nicht so cool.
Windparks zwischen Garnacha-Reben, ganz im Hintergrund der Montayo
Jose Chueca und Ana Chueca (nicht miteinander verwandt!), er: CEO und Laborheld, sie: Export Managerin und Weinerklärerin, haben uns durch diesen Morgen geführt. Im Gegensatz zur ersten Kooperative ist hier die Architektur des Gebäudes sehr modern, geradlinig und kompakt. In Campo de Borja ist es die grösste Kooperative, mit 700 Familien, welche gemeinsam 7 bis 8 Millionen Flaschen Wein produzieren. Sie belegen 55% der Regionenfläche mit ihren diversen Rebbergen, auf denen 60% Garnacha angebaut wird, davon ist 40% alter Rebbestand.
Ana erzählte uns, dass sie pro Jahr gerade mal 300 Liter Regen abbekommen und es sonst sehr trocken ist. Das Klima wird vom Moncayo – höchster Berg im iberischen System – dominiert. Er liegt relativ nahe, und von dorther wehen die massiven Winde durch die darunterliegenden Täler und Flächen. Das Positive an so viel Luftzug ist, dass die Reben sehr schnell trocknen (sollte es regnen oder Morgentau haben) und sie dadurch massiv weniger anfällig für Mehltau oder andere Krankheiten sind.
Nebst Rebbau werden Oliven, Mandeln und Getreide angebaut. Ideal für diese Bedingungen. (Ah! Das habe ich im Beitrag von Borgo San Alejandro vergessen: in diesem P.D.O. werden nebst Reben auch Mandeln und Kirschen kultiviert.)
Insgesamt haben sie 5 Kellermeister, welche in den diversen Kellereien das Sagen haben. Bei total 40 verschiedenen Weinen kann das ja auch nicht nur ein schlauer Kopf machen. Die Kellermeister sind die Köpfe hinter dem, was Aragonesas Bodegas herstellt, und die Auswahl ist doch sehr spannend. Wäre ich eine reine Etikettenkäuferin, würde ich wohl zuerst diesen hier kaufen, der Farbe wegen:
Kurzer Einschub zu den 0.0% Weinen
Auf jedem Weingut gab es einen alkoholfreien Wein, da das anscheinend ein Trend beim jungen Publikum ist. Dazu habe ich eine klare Meinung: willst du alkoholfreien „Wein“, kauf dir Traubensaft. Der ist nur pasteurisiert und hat nicht einen langen Laborprozess hinter sich.
Jemand in unserer Gruppe hat das richtig gesagt: es braucht immense Energie und Arbeit, um aus Reben Wein zu keltern. Diese ganze Arbeit dann wieder rückgängig (zunichte) zu machen, indem die Aromen, der Alkohol und die Säure auseinandergenommen werden, damit sie dann (ohne den Alkohol) wieder zusammengesetzt werden, ist doch völlig blöd. Zudem werden etliche E-Zusatzstoffe und konzentrierter Most von Trauben, Kirschen oder anderen Früchten beigemischt. Ich habe auf der Weinreise 2 x einen probiert, aber davon lasse ich gerne die Finger.
Was ich hingegen spannender finde, ist, dass die Kellereien auch sogenannte „low alcoholic“ Weine herstellen, d.h. die Rotweine haben dann z.B. 12 – 13% Alkohol, was für spanische Rotweine tatsächlich ein niedriger Alkoholgehalt ist. Auch dies einem Trend folgend.
Nun aber retour zu Aragonesas Bodegas/Winery: In diesem Keller lagern 3’200 Barriques, davon sind 80% französische Eiche, schlicht weil die perfekt zur Garnacha-Traube passt. Nur 20% der Barriques sind aus amerikanischer Eiche. Was im Barrique passiert, kannst du hier nachlesen. Diese Kellerei war das erste Weingut, welches einen Garnacha Reserva produziert hat. Pionierarbeit also. Sie sind seit 1984 im Geschäft und führen die Weinanbau-Tradition der Zisterziensermönche vom nahe gelegenen Kloster Veruela weiter. Die bereits 1145 mit Rebbau begonnen haben. Dort liegt ihr Grundstein, den sie mit viel Liebe und Wissen weiterführen.
In einem grossen Raum warteten diverse Weine auf uns, um degustiert zu werden. Ich habe leider nicht alle geschafft, aber zwei, die mir besonders gefallen haben, stelle ich dir hier vor.
„Aragonia Chardonnay“
(Der hoffentlich bald bei Coop erhältlich ist! Im Sortiment wird nämlich bereits der „Aragonia“ 100% Garnacha geführt, den ich noch separat hier zu Hause degustieren und darüber schreiben werde.)
Los gehts: 100% Chardonnay, im Stahltank ausgebaut und wenn immer möglich in der 1. Septemberwoche gelesen, bei 6° serviert, erzählt er mir diese Geschichte:
Die Beine tief in sandiger Erde, die Arme gegen den Himmel gestreckt, sonnengetränkt mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Steht sie da und hat sich ein Parfum von Birnen, Salz und Thymian umgelegt und trägt einen Strauss Blumen in ihrer Hand, den sie aus den trockenen Feldern um sie herum gepflückt hat. Sie trägt eine erfrischende Säure, mit einem guten „Punch“ und ist langanhaltend.
Ein ganz cooler Chardonnay, der meiner Meinung nach viele begeistern wird.
„Solo Centifolia“ – Rosé
100% Garnacha, wird in der 2. Oktoberwoche in der Nacht geerntet, dann wenn die Traube perfekt reif ist. Die Fermentation beginnt mit der Maische für 4 Tage, danach wird diese entfernt und der Most weiter fermentiert. Bei 8° C serviert, erzählt er mir das hier:
Dieser Wein will nicht gefallen, man muss sich ihn erarbeiten. Die Nacht wird zum Tag, mit einer guten Säure und einem mineralisch-salzigen Echo. Fruchtig, frisch nach tropischen Früchten mit einem sanften Rosenblatt dekoriert. Die steinigen Böden und flirrende Hitze sind tief im Weinglas verankert.
Wie vorher erwähnt, konnte ich leider nicht alle Weine degustieren. Das lag an einem fiesen zervikalen Kopfwehschub, den ich mir durch die zahlreichen Klimaanlagen und das schwere Tasche schleppen eingefangen habe. Nichts, was ein gutes Schmerzmittel nicht lösen konnte, bis das wirkte, waren wir dann bereits beim Mittagessen. Und von dem muss ich dir auch mehr erzählen!
Die Köchin, eine ältere Spanierin, verwöhnte uns mit einem riiiesen Teller voller leckerster Tapas und gebackenem Bacon. Wir hätten wohl alle schon genug gehabt, aber es folgte ein noch grösserer Teller mit dem besten Lammgigot, das ich jemals gegessen habe, dazu Bratkartoffeln. Und als wäre das nicht genug, kam ein hausgemachter Cheesecake als Dessert. Wir kamen zudem in den Genuss, die beiden Garnacha’s „Nabulé“ zum Essen zu trinken. Zum grossen Glück war zu diesem Zeitpunkt mein Kopfweh weg und ich konnte wieder geniessen.
Fotos, C. Urhahn (Essen und Nabulé)
Giuseppe aus der Gruppe feierte an diesem Tag seinen 30. Geburtstag, und als Ehrengast durfte er sich während des Kerzenausblasens etwas wünschen. Was ich ja cool finde, ist, dass er für seinen runden Geburtstag mit auf die Reise kam und das mit unserer coolen Truppe feierte. Ich glaube, wir waren danach alle im Fresskoma, jedenfalls schliefen wir während der Fahrt zum nächsten Weingut und verdauten das leckere Essen.
Ich hoffe sehr, dass in Zukunft mehr Weine von Aragonesas Bodegas in der Schweiz zu finden sind. Denn sie würden sich definitiv lohnen! Wer weiss, vielleicht liest ja auch ein Importeur hier mit und bekommt Lust, sich der Sache anzunehmen.
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