The legacy of Cariñena
Glücklicherweise haben wir uns während der Einstündigen Fahrt gut erholt (siehe vorhergehenden Blogpost). Auf ging es ins P.D.O. Cariñena, wo die Winzer die echten Protagonisten sind. Für sie ist die Weinherstellung mehr als nur ein Geschäft. Es ist ein kulturelles und familiäres Erbe, welches von einer Generation zur nächsten vererbt wurde und immer noch wird.
Zwischen 1950 und 1967 haben sich Winzer aus verschiedenen Gemeinden der Cariñena zusammengeschlossen und diverse Kooperativen gegründet. Nuestra Señora del Pilar de Villanueva de Huerva, San Roque de Alfamén, San José de Aguarón und San Bernabé de Cosuenda sowie die Sociedad Agraria de Transformación de Cariñena, welche 1997 den Grundstein für Grandes Vinos legten.
700 Familien und Winzer, kultivieren 17 Traubenvarietäten, darunter auch Chardonnay, Garnacha blanca (weisser Garnacha), Cariñena, Tempranillo und natürlich die Königin herself: Garnacha. Die Kooperative hilft den Menschen in Cariñena, Arbeitsplätze zu erhalten und so eine Abwanderung nach Zaragoza zu vermeiden .
Für uns Weingeniesser ist das ein echtes Geschenk, denn ohne all die Familien und Winzer, hätten wir keine so grossartigen Weine!
Bei Grandes Vinos angekommen, trafen wir Antonio Calejero Sopesens, seines Zeichens Export Manager, der uns auf einer ihrer Rebberge brachte, welcher unglaublich steinig war!! Dort erzählte er uns mehr darüber, was sie im Rebberg alles anstellen. z.B. dass sie mittels Pheromonen die männlichen Traubenwickler (eine Mottenart) dermassen verwirren, dass diese nicht mehr wissen wo sie wen begatten sollen. Diese Methode hilft nachhaltig zu Winzern. Aber auch, dass sie als „Sustainable Winery“ ausgezeichnet wurden.
Der nachhaltige Weinbau ist zum Glück nicht nur ein Trend, sondern erfolgt wohl überall aus der Notwendigkeit, dass man nicht so weitermachen kann wie bisher.
Zurück im Weingut wirkte alles ziemlich ausgestorben. Das lag daran, dass der Betrieb bereits Sommerarbeitszeiten hat und die ganze Crew bereits mega früh in den kühlen Morgenstunden beginnt, um dann spätestens um 15 Uhr aufzuhören. Die Architektur von Grandes Vinos erinnerte mich an mauretanische Gebäude. Antonio erzählte, dass der Architekt für die gesamte Anlage die reiche Geschichte Spaniens mit all seinen Kulturen hat einfliessen lassen. Diese ist imfall spannend, das erfuhren wir am nächsten Morgen auf der geführten Tour durch Zaragoza.
Auf ging es in die Keller, zuerst durch den Barriques Keller, mit einer beeindruckenden Anzahl von Barrique und Tonneaus. Dann weiter in diese Halle hier:

In welcher eine Ausstellung sämtlicher speziell designter Weinflaschen präsentiert wird. Weiter in den Barrique-Wasch-und-Füll-Raum. Das Ziel von Grandes Vinos ist, dass ein Barrique nie ungenutzt herumsteht. Dazu haben sie eine spektakuläre Anlage, in welcher die vollen Barriques ankommen, der Wein an seine weitere Destination geleitet wird, das Barrique gewaschen und wieder mit neuem Wein befüllt wird. Du siehst von all dem etwas im Video.
P.S. zum Video: Antonio ist definitiv mein Held, schau dir mal seine Uhr an.
Einmal quer durch die Flaschenlagerungshalle, wo im wohl temperierten Degustationsraum 12 Weine auf uns warteten, um degustiert zu werden. Meine Kopfschmerzen waren nun schon lange Geschichte, mein Magen nicht mehr mit dem Verdauen des reichhaltigen Mittagessens beschäftigt und dadurch hatte ich alle Sinne offen, um mich in dieses Spektakel zu stürzen! Diesmal machte ich auch von allen Weinen ein paar Notizen (mal mehr, mal weniger).
Als erstes liess ich mich breitschlagen, zwei 0% Alkohol Weine zu degustieren. Wie gesagt, ein Trend den ich nicht unterstütze. Einerseits ein Rosé und andererseits ein 100% Garnacha, welcher wie Kirschsaft schmeckte. Wenn du meinen letzten Blogpost aufmerksam gelesen hast, weisst du von dem beigefügten Fruchtsaft, damit so ein „Wein“ überhaupt schmeckt…. mehr sage ich dazu nicht.
Jetzt aber zu den richtigen Weinen.
Beim ersten und letzten hatte ich Zeit, mir seine Geschichte erzählen zu lassen.
Alle Weintypen von Grandes Vinos haben ihre eigene Geschichte. Die „Corona de Aragon“ Weine sind eine Hommage an eines der grössten Königreiche in der spanischen Geschichte. Zwischen dem 12. und 18. Jahrhundert reichte es vom Westen Spaniens bis in den Süden Griechenlands, auch Sardinien und Sizilien waren Teil davon. Alle Könige hiessen mit Nachname „Aragon“.
„Corona de Aragon“ | 100% Garnacha blanca | 2024
10 jährige Rebberge die 650 MüM liegen. Wird im Stahltank ausgebaut.
Hat eine schöne Säure , erinnert mich an einen Chardonnay, jedoch mit Birne und generell sehr fruchtig.
Erzählt von Pinienwäldern, Rosmarin und Schmetterlingen, Hühner die dazwischen herumpicken und inmitten dieses Szenarios steht eine stolze Frau, die hoch erhobenen Hauptes eine Krone trägt. Ob es eine echte oder immaginäre Königin ist, weiss man nicht.
„Anayón“ | Garnacha rosado | 2023
Limitierte Edition von nur 2’815 Flaschen, von 70 Jahre alten Reben, 700 MüM, wird 6 Monate im Barrique in amerikanischer Eiche ausgebaut.
Ein ungewöhnlicher Wein, der nach Waldbeeren, Erdbeeren und Heidelbeeren riecht, mit einer schönen Säure. Die Barrique Aromen kommen mit einer Würzigkeit erst ganz am Ende hervor und machen diesen Wein zu etwas ganz besonderem.
„El Circo“ | Acrobata | 100% Granacha | 2024
Rebberge liegen 450 MüM, wird im Stahltank ausgebaut.
Ein super einfach zu trinkender Wein, fruchtig mit einer guten Säure. Ein perfekter Einsteigerwein, wenn du noch nicht so genau weisst, was dir schmecken könnte.
„Monasterio de las viñas“ | 50% Garnacha, 50% Tepranillo | 2024
Im Stahltank ausgebaut
Fruchtig-Trocken, gutes Säure, dennoch recht gut ausbalanciert.
„Corona de Aragon“ | Garnacha viñas vejas | 2022
Die Rebberge liegen 500 – 700 MüM, 45 jährige Reben, sehr steiniger Boden. Wird 4 Monate in amerikanischer und französischer Eiche ausgebaut.
Ein ganz weicher, fruchtiger Wein, dunkle Kirschen, Zimt und Nelken, mit sehr gut ausbalancierten Holznoten. Ein Wein der Spass macht und den man wunderbar einfach so geniessen kann. Ich nenne solche Weine „Un vino da meditare“ – Genuss vor Konsum.
„El Circo“ | Forzudo | Garnacha, Tempranillo, Cariñena, Cabernet Sauvignon | 2021
Die gleiche Art Rebberge wie vom Corona de Aragon, wird 6 Monate im Barrique ausgebaut.
Super feine Aromen von Trüffel, Rauch, Tabak, Kaffee, dunkelschwarze Kirschen, unglaublich gut ausbalanciert und kann gut als grosse Schwester vom letzten Corona de Aragon durchgehen. Sozusagen das Dreamteam für Weingeniesser und solche die es werden wollen.
„Corona de Aragon“ | 50% Garnacha, 50% Cariñena | 2019
40 jährige Reben, Aguaròn Rebberg
Dieser Wein wird bizzi anders ausgebaut als die bisherigen, nämlich folgendermassen: Garnacha für 5 Monate in 50% amerikanischer und 50% französischer Eiche, Cariñena 5 Monate in französischer Eiche. Solche Kombinationen geben meistens recht spannende Weine, da von beiden Barrique-Welten diverse Aromen abgegeben werden.
Nebst Noten von roten und schwarzen Beeren, hat er interessante Raucharomen und halt die typischen Holzeinflüsse des Barrique.
„Monastero de las Viñas“ Riserva | Garnacha, Cariñena, Tempranillo | 2021
Über 30 jährige Rebberge, Aguaròn Rebberge, wird 12 Monate im Barrique ausgebaut, 70% amerikanische und 30% französische Eiche. Was an dieser Flasche als erstes auffällt, ist die sandgestrahlte Oberfläche.
Feine Aromen von Erdbeeren, Veilchen und Lakritze, im Mund ist er rund und fruchtig und hält was er in der Nase verspricht.
„Anayón“ | 100% Garnacha | 2021
Limitierte Edition von rund 8’512 Flaschen. Die Reben sind älter als 75 Jahre. Wird 12 Monate in Barrique ausgebaut. Etwas erwähnenswertes ist, dass alle Anayónflaschen numeriert sind.
Fast violetter Wein, der mich an einen Winterabend erinnert. Erdbeerkonfi, Erdbeer/Rahm Täfeli, Vanille und dennoch nicht sehr süss. Leckere Tannine und generell gut ausgewogen. Ich sitze gemütlich vor dem Schwedenofen, schaue durchs Fenster den ersten Schneeflocken zu die sanft vom Himmel fallen, überall ist bereits die Weihnachtsdekoration montiert und ich höre dazu leisen Jazz. Während dem ich ab und zu einen Schluck Wein nehme, ihn richtig auskoste und fast im Mund zergehen lasse, denke ich an mein Dessert… Eines mit dunkler Schokolade, das einen warm fliessenden Kern hat, mich glücklich macht und meine ganzen Sinne erfreut.
Ich ging ja davon aus, dass dies die Krönung der Degustation war. War es auch aber nur beinahe.
Wir hatten das absolute Vergnügen, dass Antonio mit uns im Restaurant „Casa Lac“ in Zaragoza (dem ältesten noch operativen Restaurant Spaniens) dinierte. Zum ausgezeichneten Essen brachte er ein paar Köstlichkeiten mit, die – passend zum Menu – von ihm und Carolina de Funes ausgesucht waren. Und da kam dann die absolute Krönung! Wir hatten einen fantastischen Anayón | Garnacha blanca | der 39 Monate im Barrique ausgebaut wurde und erst ganz neu auf den Markt kommen wird. Diesen edlen Tropfen genoss ich zu jedem Bissen meiner Vorspeise.
Die Anayón Weine sind die Premium Kollektion von Grandes Vinos und in der Schweiz exklusiv bei Rivera Wine erhältlich: Wer weiss, vielleicht wird dieser exklusive Garnacha blanca auch bei ihnen im Sortiment sein. Cool wärs!
Was mich ja richtig freut ist, dass eine meiner Leserinnen aufgrund meines Blogposts über Bodega San Alejandro, sich diverse Weine bei Nauer Weine bestellt hat. Falls dich also die Lust überkommt aufgrund dieses Blogposts bei Rivera Wine ein paar leckere Flaschen der diversen Anayón zu bestellen, mach ruhig!
Und hier noch die Kontaktdetails für Grandes Vinos, falls du mal in der Gegend dort bist:
GRANDES VINOS
Carretera Valencia, KM 45,700
50400 Cariñena (Zaragoza) España

