Wein degustieren aber richtig! Teil I

von | 20. Jan 2024 | Weinwissen

Der Hauptgrund beim Wein degustieren ist, festzustellen ob er dir gefällt oder nicht. Hier beginnt und endet alles. Passt uns ein Wein in den Kram, dann kaufen wir ihn und freuen uns jeden Tag daran. Gefällt er uns nicht, verziehen wir das Gesicht und denken „Nein, das ist nicht meiner!“

DIE VORBEREITUNG

Um das Beste aus der Weindegustation zu machen, gebe ich dir ein paar Tipps und Tricks. Ganz wichtig ist es übrigens, keinerlei Parfum oder parfumierte Lotion am Körper zu haben. Diese Aromen übertönen sonst die Weinaromen und man riecht nur noch das Parfum.

Etwa 2 Stunden vor dem Degustieren: keinen Kaffee mehr trinken, nicht Rauchen (ja, das ist ein schwieriger Teil für Raucher), keinen Kaugummi kauen und die Zähne nicht putzen. Kaffee und alles was Mentholhaltig ist, sind so intensive Aromen dass sie die Geschmacksnerven auf der Zunge anästhesieren. Man hat zudem einen bitteren Geschmack im Mund, wenn man mit dem Degustieren beginnt.

 

DIE RICHTIGE REIHENFOLGE BEIM DEGUSTIEREN

Ich bin mir ziemlich sicher, das du schon bei Weindegustationen mit dabei warst und weisst, wie der Hase läuft. Mir ist aber durch meine langjährige Arbeit bewusst geworden, dass viele Weintrinker nicht wissen, warum man in einer bestimmten Reihenfolge Wein degustiert. Um nächstes Mal top informiert zu sein und mit Unbeschwertheit mitzumachen, gebe ich dir hierzu ein paar Anhaltspunkte.
  • Wenn du Weisswein, Rosé und Rotwein degustieren willst, beginne immer mit dem Weissen. Gefolgt vom Rosé und schliesse mit dem Roten ab.
  • Innerhalb der gleichen Farbe, beginne mit dem leichtesten und arbeite dich zum schwersten hoch (Alkoholgehalt). Mach dasselbe in jeder „Weinfarbe“. Der Grund wieso man dies tut ist folgender: Weissweine haben einen höheren Säuregehalt und kaum Tannine (Gerbsäure), Rotweine haben viel Tannine und je nach Traubensorte einen hohen oder niederen Säuregehalt. Wenn du den Rotwein vor dem Weisswein degustieren würdest, hättest du als Folge den Eindruck, Essig im Mund zu haben.
  • Es ist nicht nötig zwischen den Weinen dein Glas mit Wasser auszuspülen. Das ist etwas, was ich sehr oft sehe. Einige werden jetzt mit den Augen rollen und sich überlegen, ob sie mir nicht gleich eine e-mail schreiben wollen. Es gibt aber einen Grund wieso ich da so pingelig bin und das ist folgender: das Glas auswaschen verdünnt den Wein. Mach mal einen Test zu Hause, wasch dein Glas mit Wasser aus und lass es einen Moment stehen, du wirst überrascht sein wie viel Wasser darin zurück bleibt. Und nein, beim Degustieren dann mit einem Papiertuch austrocknen ist keine Lösung, du hast dann kleine Fussel im Glas, die sind unschön und du hast diese dann im Wein.
Es gibt aber einen anderen, professionellen, Weg den ich dir gerne verrate: wenn du Wein in der gleichen Farbe verkostest, reicht es aus, den nächsten Wein ins leere Glas zu geben. Da wir ja vom leichtesten zum schwersten Wein gehen, bildet der nächste Wein eine deckende Schicht im Glas und übertönt so den letzten. Falls du zwischen den verschiedenen „Weinfarben“ das Glas wechseln kannst, ist das perfekt. Ist das nicht möglich, hier ein anderer Tipp vom Profi: gib ein wenig vom neuen Wein ins Glas und schwenke ihn gut. Dann schüttest du diesen aus. Diesen Vorgang nennt man “Avinieren” und ich weiss, dass es in einigen Kreisen als Verschwendung gilt. Du kannst diesen Vorgang auch brauchen um ein neues Glas auf den Wein vorzubereiten. Da es so sämtliche Aromen vom Glas selber eliminiert. Das ideale Glas zum Verkosten ist ein DINA4- Sommelier Glas. Diese Gläser sind speziell dafür gemacht worden, um sämtliche Weine (von Champagner bis Dessertweine) zu degustieren. In meinen Weinkursen brauche ich spezielle Degustationsgläser von einem Glashersteller aus der Schweiz. Die Form ist perfekt um alle Aromen zu riechen. Beim Weintrinken greifen wir dann wieder auf die eigens für die Weinsorten gemachten Gläser (Weisswein, Rotwein, Champagner etc.). Und noch etwas, halte dein Glas immer am Stiel! Wirklich immer. Wenn du es am Körper hältst, dann wärmst du erstens den Wein auf und zweitens hinterlässt du unschöne Fingerabdrücke am Glas.

DAS AUGE SIEHT MIT

Sorge dafür, dass du gutes Licht und ein weisses Papier/Serviette oder ähnliches zur Hand hast. Ich beobachte oft Leute, welche ihr Glas in den Himmel strecken und den Wein anschauen. Glaub mir, da siehst du nichts.
Halte das Glas statt dessen schräg unter dich, über dem weissen Hintergrund. Siehst du den Unterschied? Wenn du das Glas so hältst, kannst du die Farbe, Intensität und Transparenz genau erkennen. Wenn es ein Weisswein ist, geht die Farbe Richtung gelb, grünlich, sieht es aus wie Stroh oder eher wie Zitrone. Ist es ein Rosé, sieht es aus wie Aprikosen, Lachs, rosa Rosen etc. Und bei Rotwein (hier haben wir sehr viele Farbtöne) geht es von Rubinrot, Kirschen, Tomaten, Blut, Rost, Granat bis zum Purpur und Violett.

Achte auch auf die Transparenz des Weines. Sieht er milchig oder flockig aus, ist er mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht mehr gut. Wein sollte immer Transparent, ohne Rückstände, Flocken sein.

Neugierig auf mehr?

Na? Bist du schon gespannt auf den zweiten Teil? Geh und geniess ein Glas Wein, während dem ich weiter schreibe.