Rotwein mit Fisch? – Wein in der Schweizer Literatur

von | 8. Mai 2019 | Weingeschichten

Gastbeitrag von Marc, Autor bei Ruli Vins SA

Literatur und Wein

Was gibt es zu einem delikaten Glas Wein besseres als ein gutes Buch, das den entzückten Weingeniesser auch geistig bereichert? Eigentlich nur eines: ein literarischer Leckerbissen, der ebenfalls über Wein sinniert.

Einige der grossen Schweizer Schriftsteller genossen gerne ab und zu ein Gläschen Rotwein, andere waren regelrechte Weinexperten. Max Frisch beispielsweise liess sich in seiner Tessiner Wahlheimat Berzona einen ganzen Weinkeller bauen. Alle aber schrieben über Wein.

 

Weinkultur im 19. Jahrhundert – Keller und Meyer

Gottfried Keller (1819-1890) legte als Staatsschreiber des Kantons Zürich mit einer Weisung nicht nur den Grundstein für die Staatskellerei Zürich, die später die kantonalen Spitäler mit Wein versorgen sollte. Als grosser Weinliebhaber soll er einmal sogar gesagt haben, eine Flasche Wein sei «mehr Wert als die ganze Dichterei ».

Wenig erstaunlich also, dass er in seinen Novellen seine Figuren regelmässig in den Genuss von Wein kommen liess. In Romeo und Julia auf dem Dorfe stärkt sich Vrenchen am Tage ihrer Hochzeit mit einem feinen und starken Landwein. Und in Kleider machen Leute werden dem Hochstapler Strapinski in einem Gasthof der Reihe nach der beste Bordeaux des Hauses, ein Fläschchen To- kaier, ein Bocksbeutel und eine Champagnerflasche serviert.

Sein Zeitgenosse Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898) war augenscheinlich so vereinnahmt vom Champagner-Wahn seiner Zeit, als dieser perlende Schaumwein als vielgetrunkenes Luxusgetränk zu jeder gelungenen Feier dazugehörte, dass er sich eines Anachronismus schuldig machte. In der historischen Novelle Das Amulett ergötzen sich 1572 ein Berner und ein Freiburger auf dem Weg nach Paris an einem Champagner. Dumm nur, dass die ersten grösseren Champagner-Produktionen erst im 17. Jahrhundert entstanden.

Gemessen an unserer Schriftstellerauswahl erhöht sich der Weinkonsum in der Literatur der Nachkriegszeit erheblich. Max Frisch (1911-1991) ist wohl der grösste Weinexperte unserer vier Autoren. Neben seinen persönlichen Vorlieben für den Barolo oder Merlotweinen finden sich in seinen Romanen und Theaterstücken viele Referenzen auf Burgunderweine.

Wein in der Nachkriegszeit – Frisch und Dürrenmatt

Der Kellner fragt entsetzt nach: « Rotwein – mit Fisch? »

So hat Walter Faber im Roman Homo Faber eine besondere Vorliebe für den Beaune, den Weinhauptort der Weinregion Burgund. Doch auch dem Weinkenner Faber passieren Missgeschicke: so bestellt er in einem Paris Restaurant etwas gedankenverloren einen roten Beaune zu einem Fischgericht. Der Kellner fragt entsetzt nach: « Rotwein – mit Fisch? ».

Friedrich Dürrenmatt (1921-1990) war Frischs literarischer Begleiter in der Schweiz der Nachkriegszeit. In seiner kurzen Erzählung Die Panne spielen sich dionysische Szene ab. Während eines Abendessens spielen die Gäste einen fiktiven Prozess. Im Laufe des Abends wird nicht nur juristisch debattiert, auch die besten Bordeauxweine werden serviert: Pichon-Longueville Jahrgang 1933, Château Pavie Jahrgang 1921 und schliesslich der berühmte Château Margaux mit dem schillernden Jahrgang 1914.

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