Zweite und dritte Runde: Ribera del Duero in all seiner Vielfalt

von | 21. Sep. 2025 | Spanien, Weingeschichten, Weinwissen

Im Blogpost über „Ribera del Duero – Cosecha“ habe ich dir bereits über Tempranillo, Sonne, Spanien und den ersten der drei Cosecha Weine erzählt. Nun kommt die zweite und dritte Flasche an die Reihe. 

Diese waren jetzt mehr im Sinne von den mir bekannten Tempranillos. Völlig anders als der Vegantigua, jedoch auch mit ganz tollen Geschichten.

Du darfst gespannt sein!

Protos 27
100% Tempranillo
15% Alkohol
Reben die über 50 Jahre alt sind
Rebberge liegen 800 MüM

Die zweite Fermentation findet in Barrique aus französischer Eiche statt, danach wird er für 16 Monate in selbigen ausgebaut. Anschliessend noch 12 Monate auf der Flasche, bevor er in den Verkauf gelangt.

Farbe: dunkles Purpur
Nase: Cassis, Heidelbeeren, Pilze, Vanille, Zeder
Mund: „Secces“ Tannin, das sich rasch im Mund ausbreitet. Wenig Säure und leicht bitter. Lang anhaltend mit Caramellaromen. Da kam sofort eine Kindheitserinnerung ins Spiel: kennst du die Caramellstangen von Carambar noch? Genau so schmeckt es. Die alten Reben machen sich bemerkbar. Man hat sofort das Bild von einem alten, eher feuchten Kellergewölbe vor Augen. Kühl, wo die Barriques in Ruhe gelassen werden. Wenn er ein wenig stehen gelassen wird, offenbart er sich.

Passt hervorragend zu Rindsragout, Wild (Wildschweinbraten, Rehpfeffer etc.) ein toller Herbstwein.

Diese Geschichte erzählt er:

Er ist ein Wein mit Geheimnissen. Einer, der nicht sofort alles preisgibt, sondern dich erst einmal ins Dunkel führt. In die Tiefe alter Keller, vorbei an Barriques, vielleicht sogar durch geheime Gänge einer Burg. Da unten ist es ruhig, fast zeitlos. Man spürt: Geduld wird hier belohnt.

Langsam, ganz langsam, öffnet er sich. Erst nur ein Hauch – etwas Caramell, ein Funkeln von Dunkel und Hell, wie ein Spiel von Schatten und Fackellicht. Dann treten sie hervor: zwei junge Männer, die aus ihrem Versteck zwischen den Fässern ins Licht treten. Sie entzünden draussen ein Feuer, und plötzlich ist Wärme da, Lebendigkeit, ein Gefühl von Heilsein.

So erzählt dieser Wein von alten Zeiten, als nichts gehetzt war und niemand auf sein Smartphone starrte. Er schenkt dir Ruhe und wer ihm Zeit lässt, wird vielleicht ein Wunder sehen: einen Drachen, der majestätisch über den Kellereien kreist. Seine Schwingen breitet er aus, nicht furchterregend, sondern beschützend. Ein Wächter über Mensch, Traube und das gute Leben.

Dies ist kein Wein, den man hastig trinkt. Dies ist einer, den man erlebt.

dritte und letzte Flasche

Altamimbre
100% Tempranillo
14.5% Alkohol
80 Jahre alte Reben
Ausbau: 20 Monate in Barrique aus französischer Eiche

Farbe: Purpurrot
Nase: Cassis, schwarze Kirschen, Schokolade, Zeder, Tabak und Lakritze
Mund: Tannin und eine secce Säure, Schoggi im Mund! Lang anhaltend, auch hier schmeckt und riecht man die alten Reben. Vollmundig und fruchtig.
Wir meinen: unbedingt noch 2 bis 4 jahre lagern.

Es ist ein direkter Wein, ohne Schnickschnack, fast ein wenig stachelig. Wer ihn mag, muss tanninige Weine lieben. Und unbedingt: eine Stunde vor dem Trinken öffnen und mit Essen kombinieren. Paté, Ragout, salziges und fettiges Fleisch – eine Bernerplatte mit Dörrbohnen, ein Rindsbraten – das ist sein Zuhause.

Seine Botschaft

Dieser Wein erzählt keine Geschichte, er trägt eine Botschaft: Stell dir einen ruhigen, breiten Fluss vor, langsam fliessend, mit tief hängenden Bäumen am Ufer. Alles wirkt gemächlich, ohne Hast. Er gibt dir Zeit, so wie die 80-jährigen Reben, die ihren eigenen Takt vorgeben. In dieser Ruhe liegt Kraft.

Es fühlt sich an wie ein abendlicher Kreis, in dem jeder seine Geschichte erzählt und die anderen zuhören. Weisheiten, kleine Tricks und Tipps aus dem Leben. Alles braucht seine Zeit, wie auch dieser Wein mit seinem langen Ausbau.

Genau das hat er uns bei der Degustation beigebracht. Über eine Stunde sind wir bei ihm geblieben, Schluck für Schluck. Normalerweise reicht uns schon eine halbe Flasche, um einen Eindruck, eine Geschichte zu finden. Aber diesmal: wir waren mitten drin, ohne es zu merken – bis die Flasche plötzlich leer war.

Geduld, Kraft und Charakter: unser Fazit zu den Degustationen

Wer einem Ribera del Duero zuhört, entdeckt mehr als nur Wein:  da steckt Tageshitze und kühle Nacht, Geduld und Lebensfreude. Es sind Weine, die nicht gefällig sein wollen, sondern die lieber ihre Geschichte nach und nach preisgeben. Man muss sich ihnen öfter widmen, ein bisschen verweilen – dann zeigen sie nicht nur Kraft, sondern auch Finesse, Eleganz und manchmal sogar einen Funken Poesie zwischen Aromen, Tanninen und Säure.

Darum: Ribera del Duero-Weine lohnen immer auch das zweite (und dritte) Glas. Sie sind keine schnellen Bekannten – sondern treue Begleiter für geduldige Zuhörerinnen und Geniesser mit Lust auf mehr.

Headerbild: Michelle Müller | Logo: Informationsbüro Ribera del Duero

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