Wein degustieren aber richtig! Teil I

Wein degustieren aber richtig! Teil I

Der Hauptgrund beim Wein degustieren ist, festzustellen ob er dir gefällt oder nicht. Hier beginnt und endet alles. Passt uns ein Wein in den Kram, dann kaufen wir ihn und freuen uns jeden Tag daran. Gefällt er uns nicht, verziehen wir das Gesicht und denken „Nein, das ist nicht meiner!“

DIE VORBEREITUNG

Um das Beste aus der Weindegustation zu machen, gebe ich dir ein paar Tipps und Tricks. Ganz wichtig ist es übrigens, keinerlei Parfum oder parfumierte Lotion am Körper zu haben. Diese Aromen übertönen sonst die Weinaromen und man riecht nur noch das Parfum.

Etwa 2 Stunden vor dem Degustieren: keinen Kaffee mehr trinken, nicht Rauchen (ja, das ist ein schwieriger Teil für Raucher), keinen Kaugummi kauen und die Zähne nicht putzen. Kaffee und alles was Mentholhaltig ist, sind so intensive Aromen dass sie die Geschmacksnerven auf der Zunge anästhesieren. Man hat zudem einen bitteren Geschmack im Mund, wenn man mit dem Degustieren beginnt.

 

DIE RICHTIGE REIHENFOLGE BEIM DEGUSTIEREN

Ich bin mir ziemlich sicher, das du schon bei Weindegustationen mit dabei warst und weisst, wie der Hase läuft. Mir ist aber durch meine langjährige Arbeit bewusst geworden, dass viele Weintrinker nicht wissen, warum man in einer bestimmten Reihenfolge Wein degustiert. Um nächstes Mal top informiert zu sein und mit Unbeschwertheit mitzumachen, gebe ich dir hierzu ein paar Anhaltspunkte.
  • Wenn du Weisswein, Rosé und Rotwein degustieren willst, beginne immer mit dem Weissen. Gefolgt vom Rosé und schliesse mit dem Roten ab.
  • Innerhalb der gleichen Farbe, beginne mit dem leichtesten und arbeite dich zum schwersten hoch (Alkoholgehalt). Mach dasselbe in jeder „Weinfarbe“. Der Grund wieso man dies tut ist folgender: Weissweine haben einen höheren Säuregehalt und kaum Tannine (Gerbsäure), Rotweine haben viel Tannine und je nach Traubensorte einen hohen oder niederen Säuregehalt. Wenn du den Rotwein vor dem Weisswein degustieren würdest, hättest du als Folge den Eindruck, Essig im Mund zu haben.
  • Es ist nicht nötig zwischen den Weinen dein Glas mit Wasser auszuspülen. Das ist etwas, was ich sehr oft sehe. Einige werden jetzt mit den Augen rollen und sich überlegen, ob sie mir nicht gleich eine e-mail schreiben wollen. Es gibt aber einen Grund wieso ich da so pingelig bin und das ist folgender: das Glas auswaschen verdünnt den Wein. Mach mal einen Test zu Hause, wasch dein Glas mit Wasser aus und lass es einen Moment stehen, du wirst überrascht sein wie viel Wasser darin zurück bleibt. Und nein, beim Degustieren dann mit einem Papiertuch austrocknen ist keine Lösung, du hast dann kleine Fussel im Glas, die sind unschön und du hast diese dann im Wein.
Es gibt aber einen anderen, professionellen, Weg den ich dir gerne verrate: wenn du Wein in der gleichen Farbe verkostest, reicht es aus, den nächsten Wein ins leere Glas zu geben. Da wir ja vom leichtesten zum schwersten Wein gehen, bildet der nächste Wein eine deckende Schicht im Glas und übertönt so den letzten. Falls du zwischen den verschiedenen „Weinfarben“ das Glas wechseln kannst, ist das perfekt. Ist das nicht möglich, hier ein anderer Tipp vom Profi: gib ein wenig vom neuen Wein ins Glas und schwenke ihn gut. Dann schüttest du diesen aus. Diesen Vorgang nennt man “Avinieren” und ich weiss, dass es in einigen Kreisen als Verschwendung gilt. Du kannst diesen Vorgang auch brauchen um ein neues Glas auf den Wein vorzubereiten. Da es so sämtliche Aromen vom Glas selber eliminiert. Das ideale Glas zum Verkosten ist ein DINA4- Sommelier Glas. Diese Gläser sind speziell dafür gemacht worden, um sämtliche Weine (von Champagner bis Dessertweine) zu degustieren. In meinen Weinkursen brauche ich spezielle Degustationsgläser von einem Glashersteller aus der Schweiz. Die Form ist perfekt um alle Aromen zu riechen. Beim Weintrinken greifen wir dann wieder auf die eigens für die Weinsorten gemachten Gläser (Weisswein, Rotwein, Champagner etc.). Und noch etwas, halte dein Glas immer am Stiel! Wirklich immer. Wenn du es am Körper hältst, dann wärmst du erstens den Wein auf und zweitens hinterlässt du unschöne Fingerabdrücke am Glas.

DAS AUGE SIEHT MIT

Sorge dafür, dass du gutes Licht und ein weisses Papier/Serviette oder ähnliches zur Hand hast. Ich beobachte oft Leute, welche ihr Glas in den Himmel strecken und den Wein anschauen. Glaub mir, da siehst du nichts.
Halte das Glas statt dessen schräg unter dich, über dem weissen Hintergrund. Siehst du den Unterschied? Wenn du das Glas so hältst, kannst du die Farbe, Intensität und Transparenz genau erkennen. Wenn es ein Weisswein ist, geht die Farbe Richtung gelb, grünlich, sieht es aus wie Stroh oder eher wie Zitrone. Ist es ein Rosé, sieht es aus wie Aprikosen, Lachs, rosa Rosen etc. Und bei Rotwein (hier haben wir sehr viele Farbtöne) geht es von Rubinrot, Kirschen, Tomaten, Blut, Rost, Granat bis zum Purpur und Violett.

Achte auch auf die Transparenz des Weines. Sieht er milchig oder flockig aus, ist er mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht mehr gut. Wein sollte immer Transparent, ohne Rückstände, Flocken sein.

Neugierig auf mehr?

Na? Bist du schon gespannt auf den zweiten Teil? Geh und geniess ein Glas Wein, während dem ich weiter schreibe.
 
Wie kommen die Aromen in den Wein?

Wie kommen die Aromen in den Wein?

Wie kommen die Aromen in den Wein?

Bestimmt hast du schon Weinbeschreibungen gelesen wo stand „an der Nase Aromen von Pflaume, Waldbeeren, Zeder, Vanille und Tabak“. Da stellt man sich als glücklicher Weintrinker die Frage: woher wissen die, dass diese Aromen im Wein sind? Wie kommen die auf solche Ideen? Und – last but not least – geben die Winzer diese Aromen direkt in den Wein? Mitnichten!

Diese Fragen habe ich von meinen Kunden immer wieder gehört und bringe gerne Klarheit ins Glas.

Mit ziemlicher Sicherheit hast du schon mal einen 100% Merlot oder Cabernet Sauvignon, oder – zurzeit total hippen – Primitivo getrunken. Erinnerst du dich, dass jeder Wein ganz anders war? Dann liegst du richtig, denn jede Rebsorte hat ihre ganz eigenen Aromen. Dasselbe gilt auch für sämtliche Weissweine wie Sauvignon Blanc, Grauburgunder, Riesling oder Müller Thurgau. Wein ist ja eine sehr persönliche Angelegenheit und ob uns einer gefällt oder nicht, hat mit unseren Erfahrungen mit Aromen zu tun.

Es gibt eine gut merkbare Regel: Alle Aromen die fruchtig, blumig oder herbal sind, kommen von der jeweiligen Traubensorte. Aromen wie: Bitterschokolade, Kaffee, Leder, Butter, Karamell, Zeder, Rauch, Trüffel, Champignons, Vanille, Lakritze und Tabak, kommen vom 
Barrique.


Aromen sind spannend!

Aromen sind eine spannende Sache! Wir kennen geschätzt 10’000 Aromen, davon sind etwa 3’000 chemisch rein. Leider brauchen wir diese nicht immer. Aber eines ist gewiss, vom Moment der Geburt an, merken wir uns ganz unbewusst sämtliche Aromen (Gerüche), welche uns tagtäglich, jede Minute unseres Lebens in die Nase kommen. Wir verbinden Erinnerungen mit diesen und wissen genau, was für uns „gut riecht“ und was nicht. Ein typisches Beispiel ist das hier: du gehst irgendwo hin und plötzlich riechst du etwas und sagst „Oh! Genauso hat es bei meiner Grossmutter gerochen“ oder „Das riecht wie damals im Kindergarten“. Versuch mal, diese ganzen Geruchseindrücke deinem Nächsten zu erläutern, du würdest Stunden dafür brauchen und selbst dann, würde derjenige keine genaue Ahnung haben, WAS du gerochen hast. Der Klassiker in dieser Kategorie ist Parfum.


Und genauso beurteilen wir Wein. Wir riechen daran und lassen uns von den Erinnerungen wegtragen. Gute Nasen können die einzelnen Aromen auseinander nehmen und ihnen eine Dreidimensionalität geben. Der Weingeniesser riecht an seinem Glas und bestimmt: „Den mag ich!“ Oder: „Nee, den mag ich nicht!“ Und diese Feststellung reicht insgesamt aus, um den Wein, den man gerade im Glas hat zu beurteilen. Jedenfalls als „normaler“ Weingeniesser. Weingeeks müssen mehr tun und sagen können was es genau ist, was nicht gut riecht. z.B. hat der Wein für die eigene Nase zu viel Veilchen, das Leder ist zu intensiv und Zeder auch.


Eine einfache Idee deine Nase zu trainieren ist, mal einen Tag lang an allem zu riechen was in deiner Umgebung ist. Nein das ist kein Witz. Riech mal am Apfel auf dem Tisch, den Tisch selber, die Türe, das Autometall, Zimt, Pfefferkörner, Salz, deine Kleider, Blätter und Blüten. Egal was, riech und merk dir diese Aromen. Es wird dir enorm weiter helfen! Und ein Tipp, den ich von einer Lebensmittelchemikerin erhalten habe: um die Nase zu neutralisieren nicht an Kaffeebohnen riechen, sondern am eigenen Handgelenk. Innen. Unser eigener Körper neutralisiert die Nase. Wir kennen ihn perfekt. Wichtig dabei ist, an diesem Tag kein Parfum oder aromatisierte Körperpflege zu benutzen.


Wein degustieren aber richtig

Ich habe dir mit den beiden Blogbeiträgen „Wein degustieren aber richtig, Teil 1“ und „Wein degustieren aber richtig, Teil 2“ einen virtuellen Führer zur Seite gestellt. Dort kannst du das Einmaleins der Weindegustation erfahren und umsetzen.

Oder du liest dich einmal quer durch den Weinweib Blog und erhältst Lernsnacks um dein Weinwissen aufzupolieren.
Rotwein mit Fisch? – Wein in der Schweizer Literatur

Rotwein mit Fisch? – Wein in der Schweizer Literatur

Gastbeitrag von Marc, Autor bei Ruli Vins SA

Literatur und Wein

Was gibt es zu einem delikaten Glas Wein besseres als ein gutes Buch, das den entzückten Weingeniesser auch geistig bereichert? Eigentlich nur eines: ein literarischer Leckerbissen, der ebenfalls über Wein sinniert.

Einige der grossen Schweizer Schriftsteller genossen gerne ab und zu ein Gläschen Rotwein, andere waren regelrechte Weinexperten. Max Frisch beispielsweise liess sich in seiner Tessiner Wahlheimat Berzona einen ganzen Weinkeller bauen. Alle aber schrieben über Wein.

 

Weinkultur im 19. Jahrhundert – Keller und Meyer

Gottfried Keller (1819-1890) legte als Staatsschreiber des Kantons Zürich mit einer Weisung nicht nur den Grundstein für die Staatskellerei Zürich, die später die kantonalen Spitäler mit Wein versorgen sollte. Als grosser Weinliebhaber soll er einmal sogar gesagt haben, eine Flasche Wein sei «mehr Wert als die ganze Dichterei ».

Wenig erstaunlich also, dass er in seinen Novellen seine Figuren regelmässig in den Genuss von Wein kommen liess. In Romeo und Julia auf dem Dorfe stärkt sich Vrenchen am Tage ihrer Hochzeit mit einem feinen und starken Landwein. Und in Kleider machen Leute werden dem Hochstapler Strapinski in einem Gasthof der Reihe nach der beste Bordeaux des Hauses, ein Fläschchen To- kaier, ein Bocksbeutel und eine Champagnerflasche serviert.

Sein Zeitgenosse Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898) war augenscheinlich so vereinnahmt vom Champagner-Wahn seiner Zeit, als dieser perlende Schaumwein als vielgetrunkenes Luxusgetränk zu jeder gelungenen Feier dazugehörte, dass er sich eines Anachronismus schuldig machte. In der historischen Novelle Das Amulett ergötzen sich 1572 ein Berner und ein Freiburger auf dem Weg nach Paris an einem Champagner. Dumm nur, dass die ersten grösseren Champagner-Produktionen erst im 17. Jahrhundert entstanden.

Gemessen an unserer Schriftstellerauswahl erhöht sich der Weinkonsum in der Literatur der Nachkriegszeit erheblich. Max Frisch (1911-1991) ist wohl der grösste Weinexperte unserer vier Autoren. Neben seinen persönlichen Vorlieben für den Barolo oder Merlotweinen finden sich in seinen Romanen und Theaterstücken viele Referenzen auf Burgunderweine.

Wein in der Nachkriegszeit – Frisch und Dürrenmatt

Der Kellner fragt entsetzt nach: « Rotwein – mit Fisch? »

So hat Walter Faber im Roman Homo Faber eine besondere Vorliebe für den Beaune, den Weinhauptort der Weinregion Burgund. Doch auch dem Weinkenner Faber passieren Missgeschicke: so bestellt er in einem Paris Restaurant etwas gedankenverloren einen roten Beaune zu einem Fischgericht. Der Kellner fragt entsetzt nach: « Rotwein – mit Fisch? ».

Friedrich Dürrenmatt (1921-1990) war Frischs literarischer Begleiter in der Schweiz der Nachkriegszeit. In seiner kurzen Erzählung Die Panne spielen sich dionysische Szene ab. Während eines Abendessens spielen die Gäste einen fiktiven Prozess. Im Laufe des Abends wird nicht nur juristisch debattiert, auch die besten Bordeauxweine werden serviert: Pichon-Longueville Jahrgang 1933, Château Pavie Jahrgang 1921 und schliesslich der berühmte Château Margaux mit dem schillernden Jahrgang 1914.

Hat Sie dieser Artikel neugierig gemacht? Mehr zu Schweizer Schriftstellern und ihren Weinvorlieben erfahren Sie im Zyklus Wein und Geist. Lust, die erwähnten Flaschen selber zu kosten? Sie und viele weitere Köstlichkeiten finden Sie exklusiv beim Schweizer Spezialisten für französische Weine Ruli Vins.

Weinritter Europas

Weinritter Europas

Gastbeitrag von Barbara der reisenden Psychologin und Tochter eines Weinritters.

Rede und philosophiere ich mit jemandem über Wein, merke ich unweigerlich irgendwann im Gespräch, das ich in einer Familie mit einem Weinritter groß geworden bin. Darauf folgt in 99% der Fälle ein fragendes Gesicht, denn kaum jemand kennt den Orden der europäischen Weinritter. Was es damit auf sich hat und wie ein Weinritter denkt, das möchte ich mit diesem Artikel näherbringen.

Was ist der Orden der europäischen Weinritterschaft?

Diese Eidgenossenschaft von Weinliebhaber und -innen ist tatsächlich ein ritterlicher Orden, wie man ihn vielleicht aus mittelalterlichen Filmen kennt. Und dennoch an die heutige Zeit angepasst. Doch was hat es mit dieser Weinritterschaft – dem Ordo Equestris Vini Europae – auf sich? Der tiefe Sinn des Weinritterordens ist so einfach wie schnell erklärt: der Wein steht im Mittelpunkt und wird verehrt. Da der Orden ein christlicher Orden ist, hat der Glauben ebenfalls einen großen Stellenwert. Die Verbindung von Glaube und Wein ist eine äußerst naheliegende. Der Wein als großartige Schöpfung Gottes und Jesus, der Wasser in Wein verwandelte, sind dabei hilfreiche Metaphern. Doch es wäre bloß ein Verein und keine Ritterschaft, wenn diese christliche Verehrung des Weines nicht begleitet wäre von wahren ritterlichen Werten. So wird das Gute und Schöne, die Lebensfreude zelebriert und hoch gehalten, aber auch die europäische Idee im Geiste verteidigt. Der Zusammenhang zwischen Europa, dem christlichen Glauben und dem Weinbau bildet das Fundament dieses Ordens. Tradition, Kultur, aber auch Humanismus  und Verbundenheit der Völker sind die Wertebasis für die Weinritterschaft. Und in diesem Sinne steht der Wein als altes Kulturgut im Mittelpunkt.

Es geht also nicht bloß um Weinwissen, welches man sich deklarativ aneignen kann, sondern um eine liebevolle, verehrende Haltung zum Wein und dessen Genuss sowie um die Wahrung der christlichen, ritterlichen Werte in einem friedvollen Europa. Und hat zur Aufgabe, dem „edlen Wein durch eine edle Gemeinschaft zu dienen“. Alle Artikel der Proklamation sind unter http://www.equesdevino.eu/w/wir-uber-uns/proklamation nachzulesen. Diese beschreiben sehr gut und ausführlich, welche Ziele der Ordo Equestris Vini Europae verfolgt und welche Haltung er vermitteln will.

Die Geschichte des Weinritterordens

Der Ursprung des Weinritterordens liegt im Jahre 1333, als Herzog Otto der Fröhliche die Gesellschaft der Herren von der Kapelle des Hl. Georg gründete. In einem zweiten Schritt stiftete Kaiser Friedrich III. im Jahre 1469 den St. Georgs-Ritterorden. Diesem wurde einige Jahre später eine Bruderschaft zur Seite gestellt, deren Hochmeister eng mit der Stadt Eisenstadt im Burgenland verbunden war. Dies ist deshalb von Bedeutung, weil Eisenstadt auch heute der Sitz der europäischen Weinritterschaft ist. In den vielen hundert Jahren danach ebbte das Wirken des St. Georgs – Ritterordens ab. Erst 1984 wurde der Orden wiedergegründet, selbstverständlich mithilfe der alten adeligen Familie Habsburg. So wurde also die Idee des christlichen Ritterordens unter der Schirmherrschaft der Nachfahren Kaiser Friedrichs III. wiederbelebt. Wie schon kurz erwähnt, ist Eisenstadt heute wie damals Dreh- und Angelpunkt des Ordens. Hier hat auch der Consul – also die oberste Spitze des Ritterordens – seinen Sitz. Nach und nach sind sowohl in den anderen Bundesländern Österreichs, aber auch in anderen Staaten, Consulate entstanden. So haben mittlerweile auch Ungarn, Bulgarien, Rumänien, die Schweiz, Slowenien, Kroatien, Tschechien und die Slowakei ebenfalls Consulate, die dem Orden unterstehen.

Übrigens: im Gegensatz zu früher dürfen heute auch Frauen dem Orden beitreten. Als „Weindame“  können die weiblichen Weinliebhaberinnen dann ebenfalls ganz offiziell dem Wein huldigen und die Botschaften der europäischen Weinritterschaft in die Welt hinaus tragen.

Ein Weinritter ganz persönlich

Damit die Funktionen und das Wirken des Ordens etwas greifbarer werden, habe ich mich dazu entschieden, den Weinritter Hans Horvatits nach seinen Motivationen, dabei zu sein und seinen Tätigkeiten im Orden zu befragen. Nachdem ich ja direkt an der Quelle sitze, erschien mir das als die naheliegendste Variante – denn wer kann besser über den Weinritterorden erzählen als ein Weinritter selbst?

Hans Horvatits Weinritter

Was war dein Beweggrund zu den Weinrittern zu gehen? Gab es Beitrittsbedingungen? Wie hast du überhaupt davon erfahren?

Ich habe von einem Freund und Geschäftspartner 2001 erfahren, dass es die europäische Weinritterschaft gibt und eine Voraussetzung für den Eintritt ist, gern guten Wein zu trinken. Diese Voraussetzung habe ich mitgebracht, also bin ich im Mai 2002 eingetreten – ich wurde intronisiert, wie man bei uns sagt. Außer der Liebe zum Weintrinken gibt es keine Beitrittsbedingungen. Man braucht bloß einen Empfehlungsgeber, eine Art Paten.

Kostet dieser Beitritt etwas?

Der Beitritt selbst kostet nichts. Allerdings ist ein Obulus für die Einkleidung und das Buch zu bezahlen, welches man erhält. Ansonsten muss man, wie in jeder Vereinigung, eine Gebühr für die Jahresmitgliedschaft entrichten.

Wie empfindest du das Klima bei den Weinrittern? 

Der Orden ist streng hierarchisch organisiert und Entscheidungen werden von Eisenstadt diktiert. Es es herrschen also noch sehr alt verwurzelte Strukturen. Dennoch fühle ich mich sehr wohl, und der Orden nimmt einen wichtigen Platz im Leben ein. Ich genieße es, mit Weinfreuden gemeinsam Wein zu trinken, das ist sehr interessant. Und ich habe im Laufe der Jahre gemerkt, dass die Hierarchie hier schon berechtig ist. Es macht Sinn, dass der Aufstieg in der Weinritterschaft langsam erfolgt, um in die Gemeinschaft hineinzuwachsen. Außerdem geht es nicht darum, jemanden etwas zu beweisen. Die europäische Weinritterschaft ist nicht der ideale Platz, um sich zu profilieren. Da zählen andere Dinge. Was wichtig ist: die Nähe und Ferne zu Weinritterschaft bestimmt jeder selber. Das heißt, es gibt Personen, die einmal im Jahr zum wichtigsten Fest erscheinen, während andere sich mehr im Orden beteiligen. Diese Freiheit hat jeder.

Welche Funktion hast du denn im Weinritterorden?

Seit Jänner 2015 bin ich 2. Senatslegat der Weinidylle Südburgenland (Anm.: Legate sind die Untereinheiten von Consulaten). Dieses Legat umfasst die Bezirke Oberwart, Güssing und Jennersdorf, also das gesamte Südburgenland. Dabei treffe ich gemeinsam mit dem 1. Senatslegat Absprachen, wann und wo wir Festivitäten veranstalten. Außerdem repräsentiere ich gerne und gut die Weinidylle nach außen, pflege ritterliche Freundschaft mit anderen Legaten und bespreche anfallende Beförderungen.

Welche Aktivitäten und Feste organisiert die Weinritterschaft denn so?

Einmal im Jahr feiern wir unser Wappenfest in Maria Weinberg. Dieses findet immer im Juni statt. Weiters gibt es noch das Stiftungsfest in Eisenstadt einmal im Jahr im Oktober, welches international ausgerichtet ist. Dann gibt es noch verschiedene „Beförderungsfeste“ wie etwa das Johannesfest, bei dem einige Mitglieder in einen höheren Rang aufsteigen. Innerhalb des Legats wird im Jänner in der Arbeitssitzung bestimmt, welche Veranstaltung gefeiert werden. Dazu schauen wir uns auch an, wer vielleicht einen runden Geburtstag hat, und wohin wir eventuell eingeladen werden. Denn wir sind auch bei Festen vertreten, die nicht durch uns organisiert werden, wie zum Beispiel beim Blaufränkischturnier auf der Burg Lockenhaus. Dort hatten einige Weinritter die ehrenvolle Aufgabe, die Prämierungen durchzuführen. Außerdem sind wir bei diversen Weinprämierungen gerne als Jurymitglieder geladen.

Das wunderschöne Logo der Weinritter

Gibt es auch Besuche bei anderen Legaten und Consulaten?

Selbstverständlich! Wir pflegen enge Kontakte zu den Legaten innerhalb des eigenen Bundeslandes, wie etwa nach Mattersburg oder Eisenstadt. Vor allem bei deren Festen sind wir aus unserem Legat oft anwesend. Aber auch international sind wir unterwegs. So fahren wir etwa einmal im Jahr nach Slowenien und Kroatien.

Wie gestaltet sich das gemeinsame Weintrinken innerhalb der Weinritterschaft?

Generell ist die sakrale Mitte der Wein. Es geht beim Weintrinken immer um den Wein und nicht um die Person, die ihn trinkt. In jedem Fall ist ein Trinken von sehr guten Weinen auf hohem Niveau – auch wenn es manchmal ganz schön spät wird! Aber das gehört eben dazu. Interessant sind die Weinthemen, die festgelegt werden und die dann durch das Weinjahr begleiten. So hatten wir zum Beispiel einmal den Welschriesling als Thema, im Rahmen dessen wir uns durch diese Sorte gekostet haben. Spannend war auch „Kleiner Bruder trifft großen Bruder“. Dabei gab es den gleichen Wein einmal aus der Bouteille und einmal aus der Magnumflasche. Auch das Thema „Alte Herren – alte Weine“ hat viel Anklang gefunden, als alte Weine aus den Weinkellern ausgegraben wurden. Manchmal machen wir auch Blindverkostungen, zu denen dann rege diskutiert wird und denen meist eine Abstimmung um den besten Wein folgt. Alles in allem ist es schön, mit Freunden gemeinsam Wein zu trinken und darüber zu sprechen.

Welcher ist dein Lieblingsspruch bzw. Lieblingsleitsatz?

Da habe ich mehrere. Natürlich ist unser zentraler Leitspruch „In honorem Dei et in honorem Vini“ sehr wichtig für mich. Aber auch der wichtige Satz „Erst wenn du den Neid besiegst, und dich für andere einsetzt, bist du ein wahrer Ritter“ hat große Bedeutung. Er steht für all das, was einen Ritter ausmacht. Außerdem mag ich den Spruch „Ein Weinritter ist nie betrunken, sondern nur überkostet!“. Wir saufen ja nicht, wir trinken und genießen *lacht*.

Kann ein Weinritter überhaupt einen Lieblingswein haben und wenn ja, welchen?

Ja, jeder kann seinen Lieblingswein haben. Bei mir hat sich das im Laufe der Zeit auch gewandelt. Früher mochte ich eher Rotweine, dann hat sich die Vorliebe eher zum Weißwein hin verlagert. Meine Lieblingssorten sind dabei der Welschriesling und der Grüner Veltliner, aber auch der Sauvignon Blanc und der Gelber Muskateller. Eigentlich genau in dieser Reihenfolge.

Was ist der Mehrwert für dich, den Weinrittern anzugehören?

Natürlich der Zugang zu ausgezeichneten Weinen und das Trinken in netter Gesellschaft. Ich habe Gelegenheit, die Liebe zum Wein zu zelebrieren und nach außen zu tragen. Außerdem habe ich durch die Weinritterschaft Persönlichkeiten kennengelernt, mit denen ich nie Kontakt knüpfen hätte können, wie einigen hochrangigen Personen. So lernte ich zum Beispiel seine königliche und kaiserliche Hoheit Karl Habsburg kennen oder die Gräfin Eszterhazy aus Eisenstadt. Durch die enge historische Verbindung zu den Habsburgen sind viele Adelige dabei. Dadurch, aber auch durch den Stand des Ritters hat man so auch einmal Gelegenheit, sich adelig zu fühlen. Das ist ein netter Nebeneffekt!

Ich bedanke mich recht herzlich für den interessanten Einblick in die Welt eines Weinritters!

Über die Autorin

Barbara bloggt eigentlich über´s Reisen. Auf ihrem Blog www.reisepsycho.com schreibt die reisesüchtige Psychologin hauptsächlich über tolle Orte in Europa und ermöglicht Einblick in die Gefühle, die ihre Reisen begleiten. Die große Liebe zum Süden hängt aber auch mit ihrer Leidenschaft für guten Wein zusammen – zum Reisen gehört schließlich auch Genuss 🙂 !

Girl alone at home – Malbec die Verbindungstraube

Girl alone at home – Malbec die Verbindungstraube

Malbec die Verbindungstraube

Ein Hobby von mir ist Filme und Serien schauen. Entweder auf einem TV Kanal oder via Netflix. Kürzlich, ich war gemütlich zu Hause (Girl alone at home) draussen war es kalt und regnete, sah ich mir auf einem bekannten Deutschen TV Sender die girls night an. Sie zeigten alte “Sex and the City Folgen” (festgestellt das ich älter werde und die Schauspielerinnen auch) und irgendeinmal bekam ich Hunger. Bei so viel mentalem Schrott ist das ja auch kein Wunder! Weil ich trinke niemals Schrottwein, aber zwischendurch Schrottsendungen schauen ist ok, man kann ja nicht immer nur gute Filme und Serien schauen. Also ab in die Küche und geschaut was der Kühlschrank noch hergibt, was leider nicht mehr sehr viel war.

Da ich immer Risottoreis im Vorrat habe, kontrollierte ich flugs den Weinbestand und schnappte mir einer meiner Lieblingsweine aus Argentinien, einen Malbec Riserva. Dieser hier vom Weingut Santa Ana, den bekommt man in der Schweiz netterweise bei Coop und kostet nicht alle Welt, ideal also, um sich ein schönes, starkes Rotweinrisotto zu brutzeln. Ist schnell gemacht und schmeckt einfach nur lecker.

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