Weine aus Portugal

Weine aus Portugal

Am 9. September 2025 rief Zürich – oder besser gesagt: Weine aus Portugal riefen Serge und mich dorthin. Wir durften an einer richtig coolen Weindegustation teilnehmen. Ok, ich geb’s ja zu: jede Degustation ist cool. Aber diese war dann doch besonders. Es ging um Portugals unglaubliche 250 Rebsorten (!), präsentiert von 26 Weinproduzenten, die aus allen Ecken des Landes angereist waren.

Viele Winzer waren persönlich vor Ort, manche liessen sich von einem Teammitglied vertreten. Der Event fand im wunderschönen Zunfthaus zur Meisen statt, allein schon der Saal im ersten Stock versetzte Serge und mich fast ein wenig ins Schwärmen. Der zweite Grund für unser Strahlen war natürlich die riesige Weinauswahl, die wir unmöglich in zwei Stunden hätten schaffen können.

Ein Fest der Vielfalt: Portugals Rebsorten und Regionen  

Portugal ist weltweit bekannt für seine einzigartige Vielfalt an autochthonen Rebsorten – tatsächlich sind es über 250, von denen viele nirgendwo sonst angebaut werden. Diese Vielfalt ist eine Schatzkammer für Weinliebhaber, die Lust haben neue und unverwechselbare Weine zu entdecken.  

Die wichtigsten Weinregionen im Land reichen vom nördlichen Vinho Verde, bekannt für seine knackigen und erfrischenden Weine, über das legendäre Douro-Tal, Heimat des Portweins und vielfältiger Tafelweine, bis hin zu sonnenverwöhnten Regionen wie Alentejo und der Algarve im Süden. Jede Region bringt ihren eigenen Charakter hervor, geprägt von den klimatischen Bedingungen, den Böden und der jahrhundertealten Weinbautradition.

Am Event wurde diese Vielfalt bestens präsentiert – von den frischen Weissweinen bis zu den kraftvollen Rotweinen.

Begegnungen und Geschichten: Die Winzer im Mittelpunkt  

Viele der Weinproduzenten waren persönlich anwesend, was die Degustation zu einem besonders authentischen Erlebnis machte. Ihre Leidenschaft spürt man nicht nur im Glas, sondern auch in ihren Geschichten – über Herausforderungen, Träume und Zukunftspläne.  

Neben spannenden neuen Rebsorten und Weinen gab es auch wunderbare Begegnungen: Ich traf Alicia Mettler von Mettler Vaterlaus und freute mich sehr über das Wiedersehen mit Martin Spors von Baur au Lac Vins, mit dem ich bereits eine Weinreise ins spanische Garnachaland erleben durfte. Wir haben viel gelacht, Fachsimpeln betrieben und uns gegenseitig Tipps für spannende portugiesische Produzenten gegeben.

Viele der vorgestellten Weine findest du übrigens in der Schweiz bei Ullrich. Von Esporão und Quinta do Crasto haben wir etliche degustiert und ich lade dich ein, dir die eine oder andere Flasche zu Gemüte zu führen.

Manche Produzenten suchen noch nach Impor­teuren, andere präsentierten einfach mit viel Herzblut ihre Weine. So gut, dass eine Reise nach Portugal, um die Weingüter direkt zu besuchen, nun definitiv weit oben auf unserer Wunschliste steht.

Fado und Wein: Portugals Seele und seine Verführung  

Ein ganz besonderes Element, das für mich den Zauber Portugals ausmacht, ist der Fado – die Musik voller Melancholie, Leidenschaft und Sehnsucht. Fado und Wein gehören untrennbar zusammen und erzählen Geschichten von Heimat und Leben. Diese emotionale Verbindung spürt man auch in den Weinen, die mit Charakter und Tiefe begeistern.

Wie du weisst, versuche ich immer, meine Eindrücke von solchen Events in Videos festzuhalten. Dieses Mal ist das Video bunt gemischt – und ja, mein Gesicht siehst du auch wieder mal vor der Kamera. Nach unserem Umzug nach Avenches plane ich ein neues Format, in dem ich öfter mal vor statt hinter der Linse stehe.

Und endlich endlich habe ich mein perfektes Mikrophon gefunden. Damit die Aufnahmen auch so sind wie ich mir das vorstelle.

Und nun: viel Spass mit meinen Eindrücken von „Wines of Portugal“ Zürich!

Fado – Portugals Seele – und seine Weine sind eine Kombination, die verführen. Lass dich begeistern und entdecke deinen neuen Lieblingswein!

Zweite und dritte Runde: Ribera del Duero in all seiner Vielfalt

Zweite und dritte Runde: Ribera del Duero in all seiner Vielfalt

Im Blogpost über „Ribera del Duero – Cosecha“ habe ich dir bereits über Tempranillo, Sonne, Spanien und den ersten der drei Cosecha Weine erzählt. Nun kommt die zweite und dritte Flasche an die Reihe. 

Diese waren jetzt mehr im Sinne von den mir bekannten Tempranillos. Völlig anders als der Vegantigua, jedoch auch mit ganz tollen Geschichten.

Du darfst gespannt sein!

Protos 27
100% Tempranillo
15% Alkohol
Reben die über 50 Jahre alt sind
Rebberge liegen 800 MüM

Die zweite Fermentation findet in Barrique aus französischer Eiche statt, danach wird er für 16 Monate in selbigen ausgebaut. Anschliessend noch 12 Monate auf der Flasche, bevor er in den Verkauf gelangt.

Farbe: dunkles Purpur
Nase: Cassis, Heidelbeeren, Pilze, Vanille, Zeder
Mund: „Secces“ Tannin, das sich rasch im Mund ausbreitet. Wenig Säure und leicht bitter. Lang anhaltend mit Caramellaromen. Da kam sofort eine Kindheitserinnerung ins Spiel: kennst du die Caramellstangen von Carambar noch? Genau so schmeckt es. Die alten Reben machen sich bemerkbar. Man hat sofort das Bild von einem alten, eher feuchten Kellergewölbe vor Augen. Kühl, wo die Barriques in Ruhe gelassen werden. Wenn er ein wenig stehen gelassen wird, offenbart er sich.

Passt hervorragend zu Rindsragout, Wild (Wildschweinbraten, Rehpfeffer etc.) ein toller Herbstwein.

Diese Geschichte erzählt er:

Er ist ein Wein mit Geheimnissen. Einer, der nicht sofort alles preisgibt, sondern dich erst einmal ins Dunkel führt. In die Tiefe alter Keller, vorbei an Barriques, vielleicht sogar durch geheime Gänge einer Burg. Da unten ist es ruhig, fast zeitlos. Man spürt: Geduld wird hier belohnt.

Langsam, ganz langsam, öffnet er sich. Erst nur ein Hauch – etwas Caramell, ein Funkeln von Dunkel und Hell, wie ein Spiel von Schatten und Fackellicht. Dann treten sie hervor: zwei junge Männer, die aus ihrem Versteck zwischen den Fässern ins Licht treten. Sie entzünden draussen ein Feuer, und plötzlich ist Wärme da, Lebendigkeit, ein Gefühl von Heilsein.

So erzählt dieser Wein von alten Zeiten, als nichts gehetzt war und niemand auf sein Smartphone starrte. Er schenkt dir Ruhe und wer ihm Zeit lässt, wird vielleicht ein Wunder sehen: einen Drachen, der majestätisch über den Kellereien kreist. Seine Schwingen breitet er aus, nicht furchterregend, sondern beschützend. Ein Wächter über Mensch, Traube und das gute Leben.

Dies ist kein Wein, den man hastig trinkt. Dies ist einer, den man erlebt.

dritte und letzte Flasche

Altamimbre
100% Tempranillo
14.5% Alkohol
80 Jahre alte Reben
Ausbau: 20 Monate in Barrique aus französischer Eiche

Farbe: Purpurrot
Nase: Cassis, schwarze Kirschen, Schokolade, Zeder, Tabak und Lakritze
Mund: Tannin und eine secce Säure, Schoggi im Mund! Lang anhaltend, auch hier schmeckt und riecht man die alten Reben. Vollmundig und fruchtig.
Wir meinen: unbedingt noch 2 bis 4 jahre lagern.

Es ist ein direkter Wein, ohne Schnickschnack, fast ein wenig stachelig. Wer ihn mag, muss tanninige Weine lieben. Und unbedingt: eine Stunde vor dem Trinken öffnen und mit Essen kombinieren. Paté, Ragout, salziges und fettiges Fleisch – eine Bernerplatte mit Dörrbohnen, ein Rindsbraten – das ist sein Zuhause.

Seine Botschaft

Dieser Wein erzählt keine Geschichte, er trägt eine Botschaft: Stell dir einen ruhigen, breiten Fluss vor, langsam fliessend, mit tief hängenden Bäumen am Ufer. Alles wirkt gemächlich, ohne Hast. Er gibt dir Zeit, so wie die 80-jährigen Reben, die ihren eigenen Takt vorgeben. In dieser Ruhe liegt Kraft.

Es fühlt sich an wie ein abendlicher Kreis, in dem jeder seine Geschichte erzählt und die anderen zuhören. Weisheiten, kleine Tricks und Tipps aus dem Leben. Alles braucht seine Zeit, wie auch dieser Wein mit seinem langen Ausbau.

Genau das hat er uns bei der Degustation beigebracht. Über eine Stunde sind wir bei ihm geblieben, Schluck für Schluck. Normalerweise reicht uns schon eine halbe Flasche, um einen Eindruck, eine Geschichte zu finden. Aber diesmal: wir waren mitten drin, ohne es zu merken – bis die Flasche plötzlich leer war.

Geduld, Kraft und Charakter: unser Fazit zu den Degustationen

Wer einem Ribera del Duero zuhört, entdeckt mehr als nur Wein:  da steckt Tageshitze und kühle Nacht, Geduld und Lebensfreude. Es sind Weine, die nicht gefällig sein wollen, sondern die lieber ihre Geschichte nach und nach preisgeben. Man muss sich ihnen öfter widmen, ein bisschen verweilen – dann zeigen sie nicht nur Kraft, sondern auch Finesse, Eleganz und manchmal sogar einen Funken Poesie zwischen Aromen, Tanninen und Säure.

Darum: Ribera del Duero-Weine lohnen immer auch das zweite (und dritte) Glas. Sie sind keine schnellen Bekannten – sondern treue Begleiter für geduldige Zuhörerinnen und Geniesser mit Lust auf mehr.

Headerbild: Michelle Müller | Logo: Informationsbüro Ribera del Duero

Ribera del Duero & Tempranillo

Ribera del Duero & Tempranillo

Spanien und Tempranillo gehören zusammen wie die Sonne und der Sommer. Das ist sicher auch der Grund, wieso mir gefühlt jeder Weinverkäufer erzählt (hat), dass Tempranillo die berühmtesten Rotweine Spaniens hervorbringt. Irgendwie konnte ich mich aber für die Weine aus Ribera del Duero in Castillia-Léon – liegt nördlich von Madrid und westlich von Zaragoza – nie so besonders erwärmen. Egal mit wieviel Inbrunst die besagten Weinverkäufer mir davon erzählten. Zu kratzig, zu viel Tannine, manchmal auch viel zu säurelastig für meinen Geschmack.

Nun kam ich überraschend in den Genuss, 3 Flaschen „Cosecha“ aus Ribera del Duero zu degustieren: diese wurden mir zugesandt und ich freue mich auf die Geschichten, die dabei rauskommen werden.

Zuerst gibts bizzi Hintergrundinformation. Wobei halt! Ganz zuerst gebe ich dir noch einen kleinen „Blick hinter die Kulissen“: Immer wenn ich einen Blogpost über einen Wein schreibe, höre ich dazu Musik aus dem Land, aus dem der Wein stammt. In diesem Fall von G-5. Nun aber retour zu:

Tempranillo

Tempranillo heisst übersetzt „kleine Frühe“, da sie früh reift und kleine Beeren hat. Weil das Klima in Ribera del Duero von extrem heissen Tagen (bis zu 42° C) und kühlen Nächten geprägt ist, reifen die Trauben langsam und entwickeln eine dicke Schale. Dies führt zu konzentrierten, strukturierten und farbintensiven Weinen. Im Winter kann es dort locker mal bis -20° C kalt werden. Da gefriert mir ja fast die Hand am Weinglas an! Jedenfalls hat sich die Traube an diese Temperaturen angepasst.

Nun gibt es ein paar Bezeichungen, die du für spanischen Wein kennen solltest. Ganz ehrlich habe ich das vor meiner Spanienreise auch nicht so genau gewusst. Ähnlich wie bei den Italienern, gibt es Vorgaben für Namen und Reifezeit und die erkläre ich dir gleich mal:

  • Cosecha – hat keine spezifische Mindestreifezeit
  • Crianza – 12 Monate Reifezeit, davon 6 Monate im Fass
  • Reserva – 36 Monate Reifezeit, 12 davon im Fass
  • Gran Reserva – 60 Monate Reifezeit, davon 24 im Fass (krass gell!)

Cosecha ist die spanische Bezeichnung für „Jahrgang“ und wird gleichzeitig als Bezeichnung für den Wein verwendet. Hier haben Winzer ihren Sandkasten respektive Spielplatz zur Verfügung. Müssen sie für die anderen Weine zwingend die Vorgaben einhalten, dürfen sie für Cosecha die Lese, Fermentation und den Ausbau so gestalten, wie sie möchten. Was zu richtig feinen Tropfen führen kann.

Ribera del Duero

Ganz toll finde ich, dass die Menschen dort sich immer noch die Mühe nehmen, immerhin 72% der Trauben von Hand zu lesen. Sie pflegen ein Jahrtausende altes Erbe und das mit einem riesen Respekt vor dem Terroir. Den berühmten spanischen Stolz legen sie in die Herstellung bester Weine. Du kannst jetzt locker davon ausgehen, dass in jeder Flasche das Herzblut von einem der 7’419 Winzerinnen und Winzern liegt. Die für und mit 317 Weingüter arbeiten und mit 2’225 Weinen die Weinwelt begeistern.

Foto von Michelle Müller

Aber genug mit Zahlen. Naja fast. Immer interessant finde ich die Höhenlage von Rebbergen, haben sie doch einen massiven Einfluss auf den Wein. In Ribera del Duero bewegen sie sich zwischen 720 und 1’000 Höhenmeter. Also nix mit Flachlandweinen. Auch wenn es auf den Fotos oder vor Ort so aussehen mag.

Ist dir langweilig?

Na hoffentlich nicht! Hier kommt auch sofort die Beschreibung des ersten der 3 Weine:

Vegantigua 2023

100% Tempranillo (Tinto Fino) aus einem einzelnen Rebberg
15% Alkohol
10 Monate im Barrique ausgebaut
Weingut: Vega de Yuso

Farbe: Purpur
Nase: schön fruchtig, rote Beeren, Cassis, schwarze Kirsche, Leder, Vanille und Schokolade.
Mund: Tannin ist deutlich spürbar, gute Säure ohne zu krass zu sein. Man merkt ihm die 15% Alkohol zwar an, dennoch überbordet er nicht. Es ist ein sonniger, runder und weicher Wein.

Wir finden ihn sehr lecker mit einer Trockenfleischplatte und reifem Käse wie Parmiggiano. Der Wein ist bemerkenswert: Er mag vom Speck, Trockenfleisch über Salami sogar Cornichons „beissen“. Wir würden ihn definitiv mit einem Rindstatar kombinieren. 

Idealerweise wird er Dekantiert. Wie du weisst, funktioniert das auch prima im Glas. Das Lederaroma wird dadurch abgeschwächt. Trinktemperatur mindestens 18° C.

Diese Geschicht erzählt er:

Ein leerer, bunter Dorfplatz irgendwo in Spanien. Es ist bereits Nachmittag und ein warmer Wind weht durch die einsamen Gassen. Unter den Schatten spendenen Bäumen sitzt ein dunkel gekleideter Mann, versunken in sein Gitarrenspiel. Das Gesicht ist fast verborgen hinter Hut und Bart, während eine melancholische Melodie die Luft erfüllt.

Aus einer der stillen Gassen kommt eine alterslos wirkende Frau, sie trägt einen Korb voller Früchte auf der rechten Hüfte. In ihrem weissen Rock und der bestickten Bluse bewegt sie sich sinnlich, fast wie von der Musik getragen. Mit wiegenden Hüften und einem Kopftuch im schwarzen Haar geht sie am Gitarristen vorbei. Dieser hebt kurz den Blick, hält inne – sie erinnert ihn an seine Jugendliebe, der seine Melodie gilt. Mit einem kurzen Zwinkern schenkt sie ihm ein geheimnisvolles Lächeln, verschwindet dann in einer anderen Gasse. Sein Herz erwärmt sich, die Sonne scheint plötzlich heller und er spürt die Wärme der Luft intensiver als zuvor.

Headerbild: Michelle Müller | Logo: Informationsbüro Ribera del Duero

Vom Rebstock ins Glas – die Reise des Weins

Vom Rebstock ins Glas – die Reise des Weins

Als Weinliebhaber achten wir meist auf Herkunft, Jahrgang und Rebsorte. Doch das, was später im Glas landet, entsteht lange bevor die Trauben den Keller oder die Flasche sehen – draussen im Rebberg. Und dort entscheidet sich, wie gut ein Wein am Ende wirklich wird.

Ich habe festgestellt, dass ich keinen einzigen Blogpost habe, in dem ich diesen Weg beschreibe! Wein über mein Haupt. Damit ist jetzt Schluss und hier kommt der detaillierte Weg.

Ein Rebberg ist wie ein sensibler Garten: Wer ihn das ganze Jahr hinweg mit Sorgfalt pflegt, wird am Ende mit Trauben belohnt, die das Beste aus sich herausholen können.

Das Jahr im Weinberg

Der Zyklus beginnt mitten im Winter, meist Anfangs Februar. Die Reben ruhen, die Erde ist oft hart und kalt, ideal, um die Stöcke zurückzuschneiden und sie auf den kommenden Austrieb vorzubereiten.

Im Frühling, um April/Mai, tritt ein magischer Moment ein: Die Reben „weinen“. Kleine Tropfen Saft treten an den Schnittstellen aus, ein Zeichen, dass das Leben in die Pflanze zurückkehrt. Dann folgen erste Knospen und Blätter – und wenn das Wetter mitspielt – die Blüte. Direkt danach sortiert der Winzer bei der „grünen Ernte“ aus: Überzählige oder schwache Fruchtansätze werden entfernt, damit die verbliebenen Trauben ihre ganze Kraft sammeln können.

Von da an heisst es: den Boden bearbeiten, die Reben erziehen, schützen und pflegen. Nur im August herrscht (normalerweise) eine kleine Verschnaufpause. Sobald der Zuckergehalt stimmt und die Säure gefallen ist, wird es Zeit für die Lese. Je nach Grösse des Weinguts, Stil und Ziel werden die Trauben entweder per Hand oder maschinell geerntet.

Die manuelle Lese ist besonders schonend, denn die Trauben werden sorgfältig ausgewählt und beschädigte Früchte aussortiert, das garantiert höchste Qualität und ist vor allem bei Spitzenweinen, steilen Hanglagen, kleineren Betrieben und Buschreben üblich. Allerdings ist diese Methode sehr zeit- und kostenintensiv und erfordert grosses Engagement der Erntehelfer.

Manuelle Traubenernte

Die maschinelle Ernte ist dagegen effizienter: Die Erntemaschinen greifen in die Reben und „rütteln“ die Trauben ab. Das funktioniert schnell und ist besonders bei grossen Flächen und flacher Geographie gängig. Allerdings kann es dabei vorkommen, dass auch weniger reife oder beschädigte Früchte und gelegentlich Fremdmaterial mitgelesen werden. Moderne Maschinen sind allerdings immer präziser und schonender geworden.

Maschinelle Traubenernte

In jedem Fall werden die Trauben möglichst zügig in den Keller gebracht, denn nur so bleiben ihre frischen Aromen und die erwünschte Qualität erhalten. Dort beginnt für die Früchte der nächste Abschnitt ihrer Reise.

Die erste Gärung – aus Saft wird Wein

Die erste Fermentation (Gärung) wird „alkoholische Gärung“ genannt. Zunächst werden die Beeren von den Stielen getrennt und in Gärtanks gefüllt. Diese Edelstahlbehälter sind temperaturkontrolliert, ein entscheidender Punkt, denn die Gärung sollte für Rotweine zwischen etwa 25° und 28°C liegen. In 8–10 Tagen wandelt die Hefe den Zucker in Alkohol um. Gleichzeitig lösen sich Farbe, Aromen, Tannine und andere Stoffe aus den Beerenschalen und Kernen.

Ist die Gärung abgeschlossen, wird der Jungwein vom Trester getrennt und schonend gepresst. 

Alkoholische Fermentation

Nun beginnt die zweite Gärung – die malolaktische Fermentation.

Milchsäurebakterien verwandeln dabei die spitze Apfelsäure in mildere Milchsäure. Dieser Prozess, der mehrere Wochen dauert (ca. 2 Monate), macht den Wein überhaupt bekömmlich.

Reifen, verfeinern, vollenden

Nach der malolaktischen Gärung entscheidet das Team aus Kellermeister, Önologe und Winzer, wie der Wein weiter reifen soll. Möglich ist der Ausbau in Stahltanks, grossen Holzbottichen, Holzfässern, Tonneaus, kleinen Barriques – oder eine Mischung daraus. Jede Methode bringt ihre eigenen Aromen und Texturen mit sich. Bei jeder dieser Phasen wird der Wein immer wieder im Labor analysiert – Säure, Alkohol, Farbe, pH-Wert und vieles mehr. Das Ziel: Dem jungen Wein die besten Startbedingungen zu geben.

Ausbau im Holz

Wenn die gewünschte Reife erreicht ist, wird er filtriert (oder bewusst nicht) und abgefüllt. Manche Weine kommen sofort in den Verkauf, andere dürfen noch Monate oder sogar Jahre in der Flasche ruhen. Und dann – endlich – dürfen wir die Korken ziehen und Wein nicht nur trinken, sondern erleben.

Die Fermentation bei Weisswein – behutsam und frisch

Im Gegensatz zu Rotwein werden Weissweine meist ohne lange Maischegärung hergestellt. Nach der Lese gelangen die Trauben schnell in die Presse, wo sie schonend vom Saft getrennt werden. So bleiben Farbe und Gerbstoffe weitgehend gering, was den frischen, klaren Charakter des Weissweins bewahrt.

Der gewonnene Most wird anschliessend auch in temperaturkontrollierte Edelstahltanks gefüllt. Hier beginnt die alkoholische Gärung bei vergleichsweise kühlen Temperaturen, meist zwischen 12° und 18°C. Die moderate Wärme sorgt dafür, dass die fruchtigen Aromen erhalten bleiben und sich feine Nuancen entwickeln können. Je nach Traubensorte und gewünschtem Stil kann die Gärung mehrere Tage bis Wochen dauern.

Nach Abschluss der Gärung wird der Weisswein oft noch einige Zeit auf der Feinhefe gelagert, also auf den abgestorbenen Hefezellen. Dies gibt dem Wein mehr Komplexität, Fülle und manchmal auch eine leichte Cremigkeit.

Wie beim Rotwein folgt anschliessend die Entscheidung, ob der Wein ausschliesslich im Stahltank bleibt, in grossen Holzfässern oder teilweise im Barrique ausgebaut wird. Jede Variante bringt unterschiedliche Nuancen ins Glas, vom puren, frischen Trinkfluss bis hin zu einem vollmundigeren Charakter.

Auch bei Weissweinen sind regelmässige Kontrollen im Labor selbstverständlich, damit der Winzer jederzeit weiss, wie sich Säure, Alkohol und Aromen entwickeln und den Wein optimal begleiten kann.

Roséwein – die elegante Verbindung von Rot und Weiss

Rosé entsteht ganz bewusst aus roten Trauben, aber mit einer deutlich kürzeren Kontaktzeit zwischen Most und Beerenhäuten als beim Rotwein. Nach der Lese werden die Trauben in der Regel sanft gepresst, und der Saft bleibt nur wenige Stunden mit den Schalen in Berührung. So nimmt der Wein eine zarte, frische Farbe an – mal roséfarben, mal hellrot – und erhält zugleich eine feine Aromatik und fruchtige Frische.

Die anschliessende Gärung läuft ähnlich wie bei Weisswein in kühlen Temperaturen ab, wodurch die lebendigen Aromen bewahrt werden. Rosé vereint die Leichtigkeit und Fruchtigkeit von Weisswein mit einem dezenten Tanninspiel aus der roten Schale. Diese spannende Mischung macht Rosé zu einer äusserst beliebten und vielseitigen Weinart.

Eine Flasche Wein erzählt also immer die Geschichte eines ganzen Jahres. Vom stillen Winter über den heissen Sommer bis zum dampfenden Keller im Herbst – sie steckt in jedem Schluck.

Auf dass jeder von ihnen schöne Momente schenkt.

2. Podcast Folge ist online!

2. Podcast Folge ist online!

Aromen im Wein

Stell dir vor: Du hebst dein Glas, schwenkst den Wein ein wenig und ehe du den ersten Schluck nimmst, passiert schon etwas Magisches. Ein Duft steigt dir in die Nase – Zwetschge vielleicht, oder Vanille, vielleicht sogar ein Hauch von Kaffee. Und plötzlich bist du irgendwo anders. In einer Erinnerung, in einem Gefühl, in einer kleinen Geschichte, die nur dieser Wein erzählen kann.

Genau hier setzt die zweite Folge meines Weinweib Podcasts an. Diesmal nehme ich dich mit in die faszinierende Welt der Aromen im Wein und glaube mir, sie ist viel mehr als nur ein Spiel von Fachbegriffen.

Es geht darum, warum Wein uns so tief berührt. Weshalb ein einzelner Duft Erinnerungen lebendig machen kann. Wieso der Ausbau im Barrique – diesem kleinen, geheimnisvollen Eichenfass – Weine verwandelt. Und warum wir nicht nur mit Wissen, sondern mit Herz und Nase verstehen, was im Glas steckt.

Kaum Fachjargon, keine trockene Theorie. Sondern eine Einladung, dich mit mir auf eine kleine Sinnesreise zu begeben. Eine Reise, die dich vielleicht dazu bringt, beim nächsten Glas noch einmal genauer hinzuschnuppern und zu staunen, was es dir erzählt.

Die neue Folge findest du ab sofort auf Spotify, auf Apple Podcasts und überall, wo du gerne reinhörst.

Also: Mach es dir gemütlich, schnapp dir dein Lieblingsglas und begleite mich. Ich verspreche dir – nach dieser Episode wirst du dein nächstes Glas Wein nicht mehr einfach so trinken.

2. Podcast Folge ist online!

Weinweib – der Podcast

Endlich ist es soweit: Der Weinweib Podcast ist live auf Spotify und ApplePodcast und ich kann es kaum erwarten, dich mit auf diese neue Reise zu nehmen!


Seit Jahren teile ich hier auf Weinweib meine Begeisterung für Wein und das sinnliche Erlebnis, das in jedem Glas steckt. Mit dem Podcast erweitere ich dieses Angebot und bringe dir Wein jetzt hörbar direkt an deinen Lieblingsort.

Im Weinweib Podcast geht es nicht um trockene Theorie oder ellenlange Weinbeschreibungen. Sondern um echte Geschichten, kleine Rituale und den Zauber, der Wein für mich persönlich ausmacht. Du wirst mich hören, wenn ich erzähle, wie du dich auf eine Weindegustation vorbereiten kannst, woher Aromen kommen, Traubensorten, Anbaugebiete etc. Aber auch, wie Wein uns mit Erinnerungen verbindet oder persönliche Genussmomente schenkt.

Du bekommst Einblicke in mein Wissen und meine Erfahrungen, lernst spannende Menschen aus der Weinwelt kennen und erhältst Inspirationen, die Lust machen, Wein mit allen Sinnen zu entdecken. Ob du schon lange Weinliebhaber/Weinliebhaberin bist oder gerade erst neugierig wirst, ich möchte dich darin bestärken, deinen eigenen Weg zum Wein zu finden.

Starte mit mir ganz entspannt, degustiere mit mir, fühle mit mir die Tiefe und Vielfalt der Weine. Ich nehme dich mit an meinen Tisch, in die Weinkeller und in die Weinberge – mit einer guten Portion Wissen, Humor und Herz.

Der Weinweib Podcast ist ab sofort online auf Spotify, auf Apple Podcast und überall wo du Podcasts hörst. Ich freue mich sehr, wenn du reinschaltest, mir deine Gedanken schickst und wir gemeinsam diese neue Wein-Welt entdecken.

Danke, dass du Teil der Weinweib-Community bist, hier im Blog und jetzt auch im Podcast. Auf viele spannende Folgen, auf viele feine Tropfen und auf unvergessliche Genussmomente!

Prost und bis bald, Christina

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